Details zum Geschäft mit der Chip-Auftragsfertigung sind am Mittwoch nicht nach dem Geschmack der Intel-Aktionäre gewesen. Die Papiere fielen auf den tiefsten Stand seit Mitte November. Als Schlusslicht im US-Leitindex Dow Jones Industrial verbuchten sie knapp zwei Stunden vor dem Börsenschluss ein Minus von 7,6 Prozent auf 40,62 Dollar, während der Gesamtmarkt moderat höher tendierte.
Der US-Chiphersteller rechnet in seiner Auftragsfertigung noch mit jahrelangen Verlusten. Im vergangenen Jahr sei das operative Minus der neu gefassten Sparte von 5,2 auf 7 Milliarden US-Dollar angeschwollen. Das teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Intel veröffentlicht seine Geschäftszahlen in einer neuen Struktur. Konzernchef Pat Gelsinger erwartet, dass der Geschäftsbereich erst in ein paar Jahren einen operativen Gewinn erzielt.
Analysten äußerten sich verhalten. Für Timothy Arcuri von der schweizerischen Großbank UBS zeigt die neue Segmentberichterstattung, dass die Waferkosten deutlich über denen anderer Chipauftragsfertiger lägen.
Branchenexperte Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein Research schrieb in einer ersten Einschätzung, er habe bereits damit gerechnet, dass die Wirtschaftlichkeit der Chip-Auftragsfertigung schlecht sei – und sie sei es in der Tat. Positiv sei immerhin, dass es im Grunde nicht mehr schlechter werden könne und das Management mit Blick auf die Planungen zuversichtlich sei.
Gelsinger versucht das einst dominierende Chipunternehmen nach schwierigen Jahren schon länger wieder in die Spur zu bringen. Dazu soll Intel vermehrt Chips im Auftrag anderer Unternehmen herstellen. Die direkte Konkurrenz zum weltgrößten Chip-Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan ist eine der größten Veränderungen in der Geschichte des Intel-Konzerns, der seine führende Position in der Chipentwicklung schon vor Gelsingers Antritt an der Konzernspitze 2021 verloren hatte.
Nach Einschätzung der Intel-Führung wird der operative Verlust der Auftragsfertigungssparte 2024 noch einmal wachsen. Anschließend soll es aber besser laufen. Etwa auf halbem Weg zum Jahr 2030 soll das Geschäft auf operativer Ebene die Gewinnschwelle erreichen. Das wäre etwa 2027.
Für den UBS-Experten Arcuri klingt das realistisch. „Wir sind optimistisch, dass die Profitabilität ab 2026 und mit größerer Wahrscheinlichkeit ab 2027 zulegen wird“, schrieb er. Denn dann dürfte Intel mit Blick auf die Kosten besser dastehen.
Die teils hausgemachten Probleme der Vergangenheit sowie eine Schwäche des PC-Marktes nach dem anfänglichen Corona-Boom hatten den Aktienkurs von Intel ab 2021 belastet. Vom Zwischenhoch von 68,49 Dollar im April 2021 war es steil abwärts gegangen; eine Bodenbildung gelang zwischen Herbst 2022 und Anfang 2023 im Bereich um 25 Dollar.
Bis Anfang 2024 verdoppelte sich der Kurs dann aber, auch wegen des allgemeinen Booms des Trendthemas Künstliche Intelligenz, bei dem Konkurrent Nvidia allerdings die Nase weit vorn hat. Seit Januar ging es dann wieder nach unten, auch weil Intel mit Geschäftsprognosen enttäuschte.
Per Schluss vom Dienstag war Intel an der Börse 187 Milliarden Dollar wert, Nvidia brachte 2,2 Billionen Dollar und der Chip-Produzent AMD 289 Milliarden Dollar auf die Waage. (dpa)