Virtuelle Realität, Industrie 4.0 und Big Data. An den aktuellen Trends kommt auch die re:publica nicht vorbei. Zur 10. Ausgabe der Internet-Konferenz (2. bis 4. Mai) stehen mehr als 700 Redner auf 17 Bühnen in der Station Berlin. Bis zu 8.000 Besucher werden erwartet. «Sie alle eint eine positive, leicht kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen der Digitalisierung», sagt Markus Beckedahl, Mitveranstalter und Chefredakteur von netzpolitik.org. Das Spektrum ist vielfältig: Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) äußert sich in einem «Townhall-Meeting» zum Thema Industrie 4.0 mit der Vernetzung von Maschinen und neuen Geschäftsmodellen. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, spricht über «Strafrecht, Wahrheit und Kommunikation». Whistleblower Edward Snowden, der sich im Exil in Moskau befindet, wird live zugeschaltet. Und natürlich sind auch langjährige Szene-Größen wie Blogger Sascha Lobo dabei.
Einen Schwerpunkt bildet in diesem Jahr die Virtuelle Realität (VR). Besucher können Hardware wie Brillen oder Kameras ausprobieren. In mehreren Veranstaltungen geht es um Chancen und Anwendungsbereiche für VR – nicht nur im Gaming, sondern auch in der Musik und der Psychotherapie, im Journalismus und in der Kunst. Die Bereiche re:health und re:learn beschäftigen sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung im Bezug auf Bildung und Gesundheit. Viele weitere Themen der Konferenz sind altbekannt: Von Datenschutz über Netzsperren bis Netzneutralität. Laut Beckedahl geht es immer wieder um die Frage: Wie kann das Internet als lebenswerter digitaler Raum gestaltetet werden und nicht als Kontroll-Infrastruktur? «Von vielen wird das offene Netz als gottgegeben angesehen – dabei schließt es sich gerade», sagt der netzpolitische Aktivist. Das Problem sei einerseits eine falsche Gesetzgebung und andererseits eine zunehmend privatisierte Öffentlichkeit. Soziale Medien wie Facebook, Twitter, Snapchat oder Google lägen in den Händen immer weniger privater Betreiber, «die einseitig die Regeln diktieren».
Die re:publica wurde 2007 von den Machern der Blogs netzpolitik.org und Spreeblick ins Leben gerufen. Was als Klassentreffen der Szene begann, gleicht inzwischen einem Kirchentag: Quirlig, ein bisschen rebellisch und ziemlich unübersichtlich. «Wir wollen möglichst viele Facetten abbilden und den ganz unterschiedlichen Besuchern die Möglichkeit geben, über den eigenen Horizont zu blicken», sagt Beckedahl. Kultur- und gesellschaftspolitische Fragen stünden traditionell im Vordergrund. «Deshalb ist auch unsere Frauenquote mit 45 Prozent ungewöhnlich hoch.» Das erreiche kaum eine andere Tech-Konferenz. Mitfinanziert wird die Veranstaltung vom Big Business, zu den Sponsoren gehören Branchenriesen wie Microsoft und IBM.