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Sonntag, November 10, 2024

Jahresendgeschäft: Retailer setzen auf Promis

Vom Hollywood-Star bis zur Tennis-Legende: Der deutsche Handel setzt im Kampf um Kunden zum Jahresendgeschäft auf die Strahlkraft von Prominenten.

Halle Berry, Boris Becker und Barbara Schöneberger: Vor Weihnachten setzt der deutsche Einzelhandel einmal mehr auf geballte Starpower. Aldi Süd verspricht den Kunden ab Anfang November mit Jacken, Jeans und Stiefeletten «entworfen» von der Oscar-Preisträgerin Halle Berry «Hollywood-Glamour» für kleines Geld. Die unter Online-Konkurrenz leidenden Elektronikketten Media Markt und Saturn buhlen gleichzeitig in einer großangelegten Werbekampagne im Fernsehen, im Kino und online mit Boris Becker und Barbara Schöneberger Kunden um die Gunst der Kunden. Die Zusammenarbeit mit den Stars ist für die Händler sicher nicht billig. Doch sie kann sich lohnen, ist der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf überzeugt. Aldi etwa arbeite immer wieder mit bekannten Persönlichkeiten. «Ziel ist ein Imagetransfer von den Prominenten auf den Discounter, der den Billiganbieter cooler wirken lässt, aufwertet und ihm einen Premiumanstrich verleiht», erklärt der Fachmann.

Tatsächlich ist Halle Berry nur der jüngste Zugang in der Star-Riege, mit der sich Aldi in den vergangenen Jahren schmückte. Auch die US-Sängerin Anastacia entwickelte schon eine Modekollektion für Aldi Süd. Der Designer Wolfgang Joop entwarf Möbelaccessoires. Und im Weinregal des Billiganbieter steht regelmäßig Wein von Günther Jauch. Für Halle Berry ist es bereits der zweite Ausflug in die Welt der deutschen Billigmode. Bereits 2012 präsentierte die Schauspielerin hierzulande eine eigene Schuhkollektion – damals noch bei Deutschlands größtem Schuhhändler Deichmann. Doch das ficht Aldi nicht an. «Halle Berry ist unter die Designerinnen gegangen», wirbt der Discounter stolz und verspricht, die neue Aldi-Kollektion bringe zu Preisen von 8,99 Euro bis 34,99 Euro «modischen Wind aus Hollywood in den Kleiderschrank».

Die Elektronikketten Media Markt und Saturn setzten dagegen bei ihrer Vor-Weihnachts-Werbung auf einheimische Prominenz von Boris Becker über Barbara Schöneberger bis zum Sänger Pietro Lombardi. Es ist das erste Mal, dass die beiden Schwesterunternehmen, die mit Sprüchen wie «Geiz ist geil» oder «Ich bin doch nicht blöd» Werbegeschichte schrieben, eine gemeinsame Kampagne lancieren. Unter dem Motto «Deutschland will’s wissen» wird dabei scheinbar ein Wettkampf zwischen Media Markt und Saturn um die Kundengunst inszeniert. Doch in Wirklichkeit sollen natürlich die Vorteile beider Ketten im Vergleich zu reinen Online-Händlern ins rechte Licht gesetzt werden, wie der Deutschland-Chef von MediaMarktSaturn, Florian Gietl, verrät. Schließlich sind es Amazon und Co. die den beiden Ketten zurzeit das Leben schwer machen. Dass die Liebe der Einzelhändler zu den Prominenten ewig halten wird, ist allerdings nicht gesagt. Im Gegenteil: Neuerdings werden die Handelsriesen den bekannten Größen aus TV und Sport öfter einmal untreu und testen stattdessen die Zusammenarbeit mit den neuen Stars der Internet-Ökonomie: den Influencern mit ihren zahllosen Followern auf Instagram oder Youtube.—pagebreak—

Aldi etwa kündigte im bereits im April dieses Jahres eine langfristige Kooperation mit fünf verschiedenen Influencern an. Dadurch solle die Marke Aldi Süd «für eine jüngere Zielgruppe erlebbar und nahbarer gemacht werden», sagte damals der Aldi-Süd-Marketingdirektor Marco Ganser. Ende September brachte der Discounter dann erstmals Kosmetikprodukte auf den Markt, die in Zusammenarbeit mit zwei Influencerinnen entstanden. Und auch Lidl setzte in diesem Frühjahr nach der Kooperation mit Heidi Klum für eine Frühjahrskollektion seiner Modemarke Esmara auf die Zusammenarbeit mit den Influencerinnen DominoKati, Patrizia Palme, Shanti Joan Tan und Valentina Pahde. Für den Marketing-Experten Fassnacht ist das nur konsequent. «Gerade die junge Generation fühlt sich solchen Influencern einfach näher und sie genießen hohe Glaubwürdigkeit», urteilt er.

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