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Donnerstag, April 25, 2024

Microsoft zieht an Apple vorbei

Im Rennen um den Status als wertvollstes Unternehmen der Welt kam es zu einem Führungswechsel. Vorerst wurde Apple von dem Softwarekonzern Microsoft verdrängt.

Enttäuschende Quartalsberichte von Apple und Amazon haben am Freitag bei den beiden zuletzt gut gelaufenen Tech-Aktien zu Gewinnmitnahmen geführt. Am Vortag hatte es vor den nachbörslichen Zahlen noch Vorschlusslorbeeren gegeben, die jetzt mehr als revidiert wurden. Beiden Unternehmen machten in den vergangenen Monaten die derzeit überall spürbaren Lieferprobleme zu schaffen. Auch sie konnten sich nicht mehr dagegen wehren – und dies ausgerechnet in einer Zeit des beginnenden Weihnachtsgeschäfts. Während die Amazon-Papiere am Freitag um 3,5 Prozent absackten, fielen die Apple-Aktien um zuletzt 3,6 Prozent. Damit gab es für den iPhone-Hersteller auch in anderer Hinsicht einen Rückschlag: Da die Papiere von Microsoft gleichzeitig um 1,3 Prozent stiegen, kam es im Rennen um den Status als wertvollstes Unternehmen der Welt zu einem Führungswechsel. Vorerst wurde Apple von dem Softwarekonzern verdrängt. Dieser hatte zuletzt noch bärenstarke Zahlen vorgelegt und so seine Aktien auf Rekordjagd gehalten. Apple ist im vergangenen Quartal vom globalen Chip-Mangel eingeholt worden. Trotz deutlicher Zuwächse verfehlte der iPhone-Konzern die noch optimistischeren Prognosen von Experten. Die Engpässe in der Lieferkette und Corona-Ausfälle in der Produktion hätten den Umsatz um rund sechs Milliarden Dollar gedrückt, sagte Konzernchef Tim Cook. Im laufenden Vierteljahr soll der negative Effekt bei Apple noch höher ausfallen.

Die Produktionsausfälle wegen Corona-Lockdowns seien inzwischen weitgehend behoben, betonte Cook. Für den Gegenwind sorge nun fast ausschließlich die Chip-Knappheit – und dies ausgerechnet vor dem wichtigen Weihnachtsquartal. Für Aufsehen sorgte all dies auch deshalb, weil die Apple-Lieferkette als traditionell gut organisiert gilt. Bisher steuerte der Konzern ohne auffällige Probleme durch die Chip-Krise. Eine ähnliche Enttäuschung kam auch vom Online-Händler Amazon, der im dritten Quartal deutlich weniger verdiente und vor Lieferproblemen sowie zusätzlichen Kosten warnte. In den drei Monaten bis Ende September sank der Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal, das in der Corona-Krise vom boomenden Online-Handel geprägt war, um fast 50 Prozent. Amazon hatte seine Aktionäre zwar schon auf schlechtere Ergebnisse eingestellt, die Zahlen waren aber noch enttäuschender als gedacht. Beim Ausblick für das traditionell starke Weihnachtsquartal dämpfte Amazon die Erwartungen erheblich auf ein für den Konzern sehr maues Niveau. Beim Betriebsgewinn droht dem Unternehmen nach eigenen Angaben schlimmstenfalls sogar eine schwarze Null – eine Situation, die Investoren lange nicht erlebt haben. Analysten begannen postwendend damit, ihre Prognosen für den Online-Händler zu senken.

Die Quartalsberichte der beiden Tech-Konzerne standen etwas im Kontrast zu dem Bild, das in den vergangenen Tagen die Berichtssaison der Unternehmen zeichnete. „Mit diesen Nachrichten hat die bislang überzeugende Berichtssaison einen kräftigen Dämpfer erhalten“, urteilte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der Software-Riese Microsoft zum Beispiel hatte vor zwei Tagen dank des Cloud-Booms noch von einem Gewinnsprung berichtet. Die Apple-Aktie hatte sich zuletzt berappelt und sich am Vortag mit der kurzen Rückkehr deutlich über die 150 Dollar-Marke noch dem bisherigen Rekordhoch genähert, das mittlerweile mit 157,26 Dollar sieben Wochen alt ist. Seit dem Crash-Tief im März 2020 hatte sich der Kurs in der Spitze fast verdreifacht. Kurze Ausflüge über die 150 Dollar wurden seither aber immer wieder schnell revidiert. Auch bei Amazon dümpelt der Kurs seit der Juli-Bestmarke von 3773 Dollar nun schon einige Zeit vor sich hin. Seit drei Monaten pendelt er im Bereich von 3200 bis 3500 Dollar. Seit Juli 2020 zu Zeiten des späten ersten Lockdowns hat sich damit per Saldo nur noch wenig getan. Damals wurden zeitweise schon Kurse jenseits der 3300 Dollar bezahlt.

Analysten zeigen sich aber optimistisch, dass die Kursflaute bei den beiden Papieren nicht anhalten muss. Samik Chatterjee von JPMorgan etwa betonte mit Blick auf Apple, dass die Lieferprobleme nichts an der hohen Nachfrage nach dem iPhone änderten – und blieb bei seiner optimistischen Haltung. UBS-Analyst David Vogt urteilte recht deutlich, eine Schwäche beim Apple-Aktienkurs dürfte von kurzer Dauer sein. Auch bei Amazon blieben viele Experten bei ihren positiven Empfehlungen. Viele kürzten zwar ihre Schätzungen, darunter Analyst Ross Sandler von der britischen Barclays-Bank. Er geht davon aus, dass dies für eine Weile die letzte Welle der gekürzten Erwartungen sein werde. Sein Kollege Brent Thill von Jefferies zog einen Vergleich: Als Amazon letztmals zwei enttäuschende Quartale verzeichnete, seien anschließend zehn positive Quartale gefolgt – mit einem Kursanstieg um 120 Prozent, rechnete er vor. (dpa)

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