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Samstag, April 20, 2024

Facebook richtet zweites deutsches Löschzentrum ein

Facebook reagiert auf das umstrittene Netzwerkdurchsetzungs-Gesetz mit einer deutlichen Aufstockung seiner Löschkapazitäten in Deutschland.

Facebook baut die Zahl seiner Mitarbeiter in Deutschland, die strafbare oder beleidigende Einträge entfernen, demnächst stark aus. Im Herbst werde in Essen ein zweites Löschzentrum mit 500 Mitarbeitern eingerichtet, teilte das weltgrößte Online-Netzwerk am Mittwoch mit. Am ersten Standort Berlin wird gerade die Zahl der Mitarbeiter der Bertelsmann-Dienstleistungsfirma Arvato, die für Facebook im Einsatz sind, auf 700 erhöht. Das neue Zentrum in Essen soll nicht von Arvato, sondern dem europäischen Anbieter Competence Call Center betrieben werden.

Das vor kurzem im Bundestag angenommene Netzwerkdurchsetzungsgesetz verpflichtet Internet-Plattformen, strafbare Hassrede schneller zu löschen. Es tritt zum 1. Oktober in Kraft. Anfang 2018 endet die Übergangsfrist, dann drohen Bußgelder. Neben Facebook zielt das Gesetz auch auf Plattformen wie YouTube und Twitter. In klaren Fällen sollen die Löschaktionen binnen 24 Stunden passieren, bei weniger eindeutigen Sachverhalten innerhalb einer Woche. Kritiker – auch aus der Internet-Branche – bemängeln unter anderem, dass damit die Unternehmen eine Deutungshoheit bekämen. Außerdem gebe es die Gefahr, dass mehr gelöscht werde als nötig, um vor nach dem Gesetz drohenden Geldstrafen sicher zu sein. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» die Facebook-Pläne für ein zweites Löschzentrum in Deutschland als «überfällig» und forderte vom Konzern klarere Entscheidungen im Umgang mit Nutzerbeschwerden. «Kein Unternehmen kann ein Interesse daran haben, dass seine Plattform missbraucht wird, um Straftaten zu begehen. Es ist überfällig, dass Facebook mehr Mitarbeiter einstellt, um sein Beschwerdemanagement zu verbessern, und somit nutzerfreundlicher wird», sagte Maas dem «Spiegel». «Die Entscheidungen von Facebook müssen einfach transparenter werden.»

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) lobte die Standortentscheidung von Facebook. «Nicht nur wie bisher aus Berlin, sondern jetzt auch aus Nordrhein-Westfalen wird künftig ein wesentlicher Beitrag zur Netzsicherheit und zur Kommunikationskultur im Internet geleistet werden», erklärte er. «Der Standort Essen im Herzen des Ruhrgebiets hat den Weltkonzern Facebook überzeugt und übernimmt nun eine zentrale Funktion in der globalen Netzkommunikation.» Weltweit will Facebook die Zahl der Mitarbeiter, die Inhalte prüfen und löschen, von 4.500 auf 7.500 ausbauen. (dpa)

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