Die geplante Einschränkung der Gebühren bei Kartenzahlungen in der EU soll Händler und Verbraucher entlasten. Für Apple Pay könnte dies aber zu einer Hürde werden.
iPhone von Apple: Der Bezahldienst könnte auf europäische Hürden treffenIn den USA gab Apple zwei Monate nach dem Start zahlreiche neue Partner für seinen iPhone-Bezahldienst bekannt. Europäer könnten aber noch einige Zeit darauf warten müssen. „Es würde mich wundern, wenn es schnell gehen würde“, betont der Zahlungsverkehrsexperte Oliver Hommel von der Unternehmensberatung Accenture. Grund seien die EU-Pläne, die Gebühren bei Kartenzahlungen zu kappen. Denn genau das ist die Stelle in der Geschäftskette, an der auch Apple mitverdienen will. Es geht um die Verarbeitungsgebühren, die Kreditkarten-Firmen und Banken von den Einzelhändlern verlangen. Künftig sollen die Gebühren bei Kreditkarten höchstens 0,3 Prozent des Kaufpreises betragen dürfen, bei EC- und anderen Bankkarten 0,2 Prozent. Das könne für Apple Pay zu einer Hürde in Europa werden. „Es dürfte auf große Schwierigkeiten stoßen, weil das Geschäftsmodell unter den neuen regulierten Bedingungen hier in Europa nur schwer funktionieren kann“, so Hommel weiter. Denn Apple will nach bisherigen Informationen von den Banken und Kreditkarten-Firmen eine Gebühr von 0,15 Prozent des Zahlbetrags. Der wäre nach den künftigen Regelungen die Hälfte derer Erlöse bei Kreditkarten-Zahlungen und sogar drei Viertel bei Bankkarten. Es sei nicht leicht vorstellbar, dass die europäischen Institute sich darauf einlassen könnten, ist der Accenture-Experte überzeugt.
Wann die neuen Regelungen greifen, ist noch offen. Die Eckpunkte wurden beim Europaparlament mit Vertretern der 28 EU-Mitgliedstaaten festgezurrt. Der Plan muss noch von der Volksvertretung und dem EU-Ministerrat förmlich bestätigt werden. Stellenanzeigen offenbaren unterdessen, dass der der Hersteller ein Apple-Pay-Team für Europa, Afrika und den Mittleren Osten zusammenstellt. Apple machte bisher keine Angaben dazu, wann der neue Bezahldienst in Europa starten soll. Der Dienst wurde Mitte Oktober in den USA angekündigt. Bezahlen konnte man zum Start in den 262 Apple Stores und beispielsweise bei American Eagle Outfitters, Babies”R”Us, BJ’s Wholesale Club und Bloomingdale’s. Laut Konzernchef Tim Cook sind in den ersten drei Tagen eine Million Kunden bei Apple Pay eingestiegen, seitdem gab es aber keine weiteren Nutzerzahlen. McDonald’s erklärte, die Hälfte der kontaktlosen Zahlungen per NFC-Funk sei im November über Apple Pay abgewickelt worden. Der Öko-Lebensmittelhändler Whole Foods berichtete von 150.000 Bezahlvorgängen in den ersten Tagen.
Eine Koalition großer amerikanischer Einzelhändler mit Plänen für ein eigenes Smartphone-Bezahlsystem war jedoch so alarmiert, dass einige von ihnen kurzerhand das kontaktlose Bezahlen per NFC in ihren Läden ganz abschalteten. Denn etwa die Drogeriemarkt-Kette CVS musste feststellen, dass iPhone-Nutzer in auch bei ihr per Apple Pay bezahlen konnten, obwohl sie gar nicht an dem System teilnahm. Denn für die Terminals ist es egal, ob der NFC-Chip in einer Plastik-Karte oder einem Telefon steckt. Genauso funktioniert die Technologie bereits auch für amerikanische Apple-Kunden an den entsprechend ausgerüsteten Kassen in Europa. Die im Konsortium MCX zusammengeschlossenen amerikanischen Einzelhändler hoffen jedenfalls auf ihre Marktmacht, schließlich ist der Supermarkt-Riese Walmart darunter. Sie wollen den Bezahlprozess mit den dabei entstehenden Daten selbst in der Hand behalten. Ihre bisherige Lösung mit Codes, die man einscannen muss, kommt allerdings bisher komplizierter daher als das Apple-Pay-Verfahren, bei dem der Kunde nur seinen Finger auf den iPhone-Sensor zu legen braucht. (dpa/mr)
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