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Dienstag, März 19, 2024

Wie sich ein Gefühlsausdruck digital entwickelte: 40 Jahre :-)

Doppelpunkt, Minus, Klammer zu: Wie ein Informatiker vor 40 Jahren ein digitales Symbol erfand und dessen Nachfolger die heutige Kommunikation per Textnachrichten prägen.

Ein Witz-Kennzeichen, das eigentlich selbst nicht ganz ernst gemeint war? Klingt etwas schräg, ist aber der Anfang der Geschichte des digitalen Smileys. Das auf der Seite liegende lachende Gesicht trat am Montag (19. September) vor 40 Jahren von einer US-Universität aus seinen Siegeszug um die digitale Welt an. Inzwischen ist es meist in Form eines fertigen Mini-Bilds aus Textnachrichten nicht mehr wegzudenken.

In der getippten Kommunikation übernehmen Emojis – gezeichnete Gesichter, Handzeichen, Herzen und so weiter – eine wichtige Funktion. «Sie geben einen Hinweis darauf, wie man eine Äußerung verstehen soll», sagt Sprachwissenschaftlerin Erika Linz von der Universität Bonn, die sich mit Sprache und Kommunikation in digitalen Medien beschäftigt. Bei Textnachrichten fehlen nämlich jene Elemente, die im Gespräch verdeutlichen, wie jemand etwas meint: Stimme und Tonfall sowie Mimik und Gestik.

Symbole zur Missverständnis-Vermeidung in digitalen Unterhaltungen – genau das sollte das getippte Lach-Gesicht des amerikanischen Informatikprofessors Scott E. Fahlman auch sein. An seiner Universität in Pittsburgh schickten sich die Informatikerinnen und Informatiker 1982 per Arpanet (Vorläufer des Internets) Nachrichten; man postete diese auf digitalen Pinnwänden.

Die Community habe ausschließlich aus Nerds mit Hang zu Sarkasmus und schrägem Humor bestanden, sagte Fahlman Anfang des Jahres in einem Interview der «Frankfurter Rundschau». Es wurde also viel gepostet, das als Spaß gedacht war. Doch es habe immer jemanden gegeben, «der die Absicht nicht verstand und empört zurückschrieb. Daraus entbrannten regelrechte Wortschlachten», so der Informatiker.

Um diese zu vermeiden, diskutierte man darüber, Witze als solche zu kennzeichnen. Wiederum nicht ganz ernsthaft. Am 19. September 1982 postete Fahlman seinen Vorschlag: eine Kombination aus Doppelpunkt, Minus und geschlossener Klammer, gemeinsam mit dem Hinweis, es seitwärts zu lesen. Damit wollte er eigentlich nur die paar Beteiligten kurzfristig amüsieren, erklärte er später. Aber offenbar traf er einen digitalen Kommunikations-Nerv. Der liegende Smiley verbreitete sich von der Universität aus über das Arpanet – und schließlich per Internet weltweit.

In heutigen Textnachrichten übernehmen Emojis neben dem Ausdruck, wie man etwas verstanden wissen möchte, weitere Funktionen. Sie dienten regelmäßig als Satzzeichen, erklärt Sprachwissenschaftlerin Erika Linz. Wenn etwa statt eines Punktes ein Emoji getippt wird, «bekommt dieser eine expressive Bedeutung». Außerdem sorgen die kleinen Zeichen für eine Ökonomisierung der Kommunikation, sagt die Linguistin. Also etwa: Daumen hoch statt einer formulierten Antwort.

Wenn kein Bildchen verwendet wird, kann das auch als Zeichen gewertet werden – dafür, dass jemand das Geschriebene wirklich ernst meint. Die Menschen hätten ein Bewusstsein, in welcher Art von Nachrichten sie Emojis verwenden und in welcher nicht, meint Linz. Jüngst haben ihre Studentinnen analysiert, wie bekannte Persönlichkeiten auf Instagram die kleinen Symbole einsetzen. Dabei kam heraus: Schauspielerinnen und Schauspieler versehen ihre Posts deutlich häufiger mit Emojis als Politikerinnen und Politiker.

Seriös also nur ohne Symbole? Dazu sagt Linz: «Ich glaube, dass das langfristig noch mehr in die formelle Kommunikation übergeht. Der Siegeszug der Emojis ist nicht aufzuhalten.» Was jedoch auch mit den kleinen Zeichen nicht ganz aufzuhalten ist, sind Missverständnisse. Denn nicht alle Emojis sind völlig eindeutig. Und Menschen verwenden manche in verschiedenen Zusammenhängen mit unterschiedlicher Intention. Da lobt sich Fahlmans liegendes Lach-Gesicht. Damit für große Verwirrung oder ernsthafte Verärgerung zu sorgen, ist nahezu unmöglich. (dpa)

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