Apple hat schon viele Branchen durcheinandergewirbelt, jetzt steht das Luxus-Geschäft an. Der Konzern greift Hublot, Rolex und Tag Heuer an. Doch zahlt man 11.000 Euro für eine kurzlebige Smartwatch?
Luxusmodell der Watch: Neue Rivalen für Apple (Bild: Apple, Screenshot)Eine Computeruhr zum Preis eines Kleinwagens und ein zierliches Notebook, das es auch in Gold-Optik gibt – die letzten Zweifel, dass Apple jetzt auch ein Luxusmode-Anbieter ist, wurden am Montag zerstreut. Der Konzern aus der kalifornischen Kleinstadt Cupertino, der vor knapp 40 Jahren mit einem handgelöteten Computer-Bausatz in einer Garage seinen Anfang nahm, wird seine Uhren nun unter anderem im Herzen der Modewelt im Pariser Konsum-Tempel Galeries Lafayette präsentieren. Mindestens 11.000 Euro oder 10.000 Dollar wird die «Edition»-Version der Apple Watch mit einem Gehäuse aus 18-Karat-Gold kosten. Das übersteigt um ein Vielfaches alle Preise der Konkurrenz. Aber in dieser Liga heißen die Rivalen der Apple Watch auch nicht Samsung, LG oder Huawei, sondern Hublot, Rolex oder TAG Heuer. Gegen manche von ihnen wirkt auch der Preis der «Edition» noch relativ günstig. Apple greift im Uhren-Markt insgesamt an und prescht vor allem ins Revier der Schweizer Uhrmacher vor. Auf den ersten Blick ist es eine Abkehr von einem demokratisierenden Eckpfeiler der Apple-Philosophie: Ob Student, König oder Milliardär – mehr als das Top-Modell eines iPhone konnte auch alles Geld der Welt nicht kaufen. Mit der Uhr als Mode-Statement kann man nun erstmals bei Apple tausende Euro oder Dollar mehr für die gleiche Technik bezahlen, nur weil sie in einer anderen Hülle steckt. Damit ist die Logik umgedreht: Egal wie viel man bezahlt – technisch steckt ein und die selbe Computeruhr drin.
Eine Folge ist, dass viele der aktuell 453 Apple Stores nun auch zu Uhren-Fachgeschäften werden. Statt Gigabyte an Speicher, der Pixel-Zahl in einem Display oder der Taktfrequenz eines Chips wird es an diesen Vitrinen um Material-Auswahl, Farben des Leder-Armbands oder die Form der Verschlüsse gehen. Die frühere Burberry-Chefin Angela Ahrendts soll Apple als Verantwortliche für die Konzern-Läden über dieses fremde Feld führen.
Bei der goldenen Apple Watch blieb am Montag eine zentrale Frage offen. Schweizer Uhren können auch viele tausend Euro kosten – aber es sind dafür oft auch langlebige Präzisionswerkzeuge, die bei guter Pflege von Generation zu Generation weitergegeben werden können. Eine Smartwatch hingegen wird absehbar nach nur wenigen Jahren obsolet sein. Wird es für das Geld also eventuell eine Upgrade-Option geben? Oder richtet sich die «Edition» an ein Publikum, das soviel Geld hat, dass dies keine Rolle spielt? Apple bemühte sich bei dieser Vorstellung jedoch auch, einen Gegenpunkt zum neuen Image des Luxus-Konzerns zu setzen. So veröffentlicht das Unternehmen die Software «ResearchKit». Damit will Apple Wissenschaftler bei ihren medizinischen Studien unterstützen, wenn sie Krankheiten wie Diabetes, Brustkrebs oder Parkinson bekämpfen wollen. Die Software wird anders als andere Apple-Programme als Open Source veröffentlicht, was dem Konzern in sozialen Netzwerken viele positive Kommentare einbrachte. (dpa)
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