Die große Mehrheit dieser Insolvenzexperten (77 Prozent) erwartet, dass die Anzahl der Restrukturierungsfälle in den kommenden 12 Monaten leicht zunehmen wird. Zehn Prozent der Befragten rechnen sogar mit einer starken Zunahme. Damit sind sie wesentlich weniger optimistisch als noch im Vorjahr: Im April 2011 hatten nur 28 Prozent der Befragten mehr Restrukturierungsfälle erwartet.
„Bislang waren die Folgen der Eurokrise und die Abkühlung der Konjunktur in Asien in Deutschland noch kaum spürbar, deshalb schien die Krise vielen Unternehmen weit weg“, betont Bernd Richter, Partner im Geschäftsbereich Restructuring bei Ernst & Young. Tatsächlich gehe es vielen deutschen Unternehmen noch immer besser als ihren europäischen Wettbewerbern. „Doch es ist klar, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen früher oder später auch in den Auftragsbüchern der hiesigen Unternehmen bemerkbar machen werden.“
Gefährdet seien vor allem Automobil- und Schiffahrtsunternehmen, aber auch für Unternehmen im Handel und im Maschinenbau könnte es zunehmend finanziell eng werden, zeigt die Umfrage. Als Hauptgründe sehen die Insolvenzexperten den steigenden Margendruck auf vielen Märkten.
Die am 1. März 2012 in Kraft getretene Reform des Insolvenzrechts werde Unternehmen die Sanierung etwas erleichtern, erwarten die befragten Insolvenzexperten. Das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) bietet einen Schutzschirm für Unternehmen, die in einer finanziellen Schieflage stecken: Unternehmer können in der Insolvenz eine Sanierung in Eigenverwaltung durchführen, eine Art freiwilliges Insolvenzverfahren vor der tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit.