Die Menschen in Deutschland stehen der Digitalisierung einer aktuellen Studie zufolge deutlich weniger optimistisch gegenüber als etwa in Asien. So schätzen hierzulande lediglich 48,2 Prozent der Befragten die Potenziale der Digitalisierung als positiv oder sehr positiv ein, in den USA seien es 54,7 Prozent, berichtete die Vodafone Stiftung am Mittwoch. In China sähen demgegenüber 83,3 Prozent, in Indien sogar 89,4 Prozent die Folgen der Digitalisierung als positiv. Hintergrund für die Befragung war die wachsende Diskrepanz zwischen Europa und Asien: In den aufstrebenden Ländern geht die technologische Entwicklung aktuell deutlich schneller voran als in den führenden Industrienationen.
Die grundlegenden Veränderungen, die die Digitalisierung mitbringe, gingen in Europa «einher mit Ängsten vor Automatisierung bzw. Jobverlust», sagte Christoph Igel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Diese Grundangst gebe es in weiten Teilen Asiens nicht. In Indien etwa seien in kürzester Zeit erschwingliche Technologien für viele Herausforderungen des täglichen Lebens entwickelt worden, sagte Parijat Chakraborty von der indischen Niederlassung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos. «Die Mehrheit der Inder hatte vor zehn Jahren noch nicht einmal Zugang zu Festnetztelefonen.» Heute stehe ihnen eine Vielzahl von Technologien zur Verfügung.
«Unsere Studie zeigt, dass viele Europäer den vermeintlichen Status quo bedroht sehen», sagte Inger Paus, Geschäftsführerin des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation. «Den westlichen Industrienationen ist offenbar der Fortschrittsglaube abhandengekommen.» Länder wie Bulgarien, Spanien, Italien und Schweden liegen allerdings mit 73,9 Prozent, 70,2 Prozent, 62,9 Prozent und 55,3 Prozent deutlich vor Deutschland, die USA mit 54,7 Prozent nur knapp davor. Es sei Aufgabe von Politik und Wirtschaft aufzuzeigen, «dass die Digitalisierung das Potenzial hat, die Gesellschaft nachhaltig zu verbessern», sagte Paus. (dpa)