Rechenzentren sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Deutschland, sehen aber ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen und globalen Markt in Gefahr. Grund dafür sind nicht nur die bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sehr hohen Stromkosten in Deutschland, sondern auch der zunehmende Fachkräftemangel und die noch immer zu stark auf analogen Prozessen beruhende Bürokratie. Ab 2027 sollen neue Rechenzentren klimaneutral ausgelegt sein. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen seien noch nicht ausreichend gegeben, wie die Verbände Bitkom, eco und GDA in einem gemeinsamen Positionspapier darlegen. Insbesondere müsse die Energiewende drastisch beschleunigt werden, um die kontinuierliche Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energien sicherzustellen. «Rechenzentren stehen im Zentrum der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne hochleistungsfähige Rechenzentren und Telekommunikationsnetze können wir die notwendige Digitalisierung und Dekarbonisierung Deutschlands nicht vorantreiben», sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Hintergrund: Das Gebiet Frankfurt/Rhein-Main ist mit einem der größten Internetknoten der Welt (DE-CIX) der bedeutendste Rechenzentrums-Standort in Europa und baut aufgrund des Brexits seine Position kontinuierlich aus. Auch Standorte wie Berlin gewinnen weiter an Bedeutung. Insbesondere der sogenannte Colocation- und Housing-Markt ist einer der wesentlichen Treiber des Wachstums. Colocation bezeichnet die Bereitstellung von Rechenzentrumskapazität für Betreiber von IT-Systemen. 2020 machten Colocation-RZs, die oft von mehreren Unternehmen genutzt werden, bereits 40 Prozent der RZ-Kapazität in Deutschland aus. Die von funktionsfähigen Rechenzentren abhängige Internetwirtschaft erwirtschaftet in Deutschland 2022 insgesamt voraussichtlich 195 Milliarden Euro. Bis 2025 soll sich das Marktvolumen der gesamten Internetwirtschaft auf rund 245 Milliarden Euro erhöhen und 7 Prozent des deutschen BIPs ausmachen.