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Freitag, März 29, 2024

Dietmar Hopp wird 75: «Ich habe zu viel angefangen»

Fußball-Mäzen, Biotech-Förderer, Golfclub-Präsident - Dietmar Hopp hat nicht nur SAP zu Weltgröße verholfen. Ans Aufhören denkt Hopp an seinem 75. Geburtstag jedoch nicht.

Unter dem Wort Ruhestand versteht SAP-Mitgründer Dietmar Hopp wohl etwas anderes: «Ich könnte mich nicht erinnern, dass ich mich mal hingesetzt und ferngesehen habe», sagt er: «Fußballspiele sehe ich meistens im Arbeitszimmer nebenher, wenn nicht gerade Hoffenheim spielt oder Deutschland bei der WM!» Andere Menschen in seinem Alter geben sich vielleicht mit ihren Enkeln, Fußball schauen oder Golfspielen zufrieden. Hopp reicht das nicht: Der SAP-Gründer ist Mehrheitseigner des Bundesligisten 1899 Hoffenheim, hat den Golfclub in St. Leon-Rot ins Leben gerufen und fördert neben sozialen Projekten mit seinem Vermögen Biotech-Firmen. «Vor fünf Jahren habe ich schon gesagt: «Ich fange nichts Neues mehr an, was ich auch gemacht habe, sonst ginge gar nichts mehr», sagte Hopp jüngst der Deutschen Presse-Agentur und räumt freimütig ein: «Das ist mein größter Fehler. Ich habe zu viel angefangen.» Er feiert am 26. April seinen 75. Geburtstag.

Hopp ist in Hoffenheim aufgewachsen. Fußball ist seine große Leidenschaft. Er kickt als Jugendlicher bei 1899 Hoffenheim. Schon als junger Mann nimmt er sich aber auch vor, Millionär zu werden. «Ich habe zwar nicht schlecht Fußball gespielt», sagt er, «aber es hat nicht gereicht, damit Geld zu verdienen.» Stattdessen verdient er sich das Studium der Nachrichtentechnik in Karlsruhe, indem er die «Badischen Neuesten Nachrichten» verpackt und Speicher ausräumt. 1972 schart er vier IBM-Kollegen um sich und gründet mit ihnen das Softwareunternehmen SAP. «Wir hatten Riesenglück und waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort», resümiert Hopp. «Wir hatten damals Zeit – unsere Startup-Phase dauerte etwa zehn bis 15 Jahre.» Hopp hat die Softwarefirma bis zu seinem Rückzug aus dem Aufsichtsrat im Jahr 2005 geprägt. «Vadder Hopp» nennt ihn die Belegschaft noch heute. «Wäre die Mitarbeiterzufriedenheit damals in mein Gehalt eingeflossen, wie das neuerdings bei einem Konzern geplant ist, hätte ich gutes Geld verdient», schmunzelt er. Obwohl er als Übervater gilt, ist er nahbar. Seine Tür steht immer offen, er spielt mit der Belegschaft Fußball. Gern lassen er und Mitgründer Hasso Plattner ihre Teams gegeneinander antreten. Die beiden Charaktere sind gegensätzlich. «Bei Dietmar war das Besondere, dass er das Machbare erkannte aus den Entwicklungsvorhaben von Hasso Plattner», sagt Hopps Freund und SAP-Mitarbeiter Rainer Kaiser. «Das gipfelte in den legendären Tennismatches von ‚HoppPla‘. Mittlerweile vergleichen sich die beiden beim Golfen.»

Und seine erste Million? Das weiß Hopp, der heute mit seiner Familie laut US-Magazin Forbes auf einem Vermögen von 7,3 Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) sitzt, gar nicht mehr so genau. «In dem Moment als wir an der Börse waren, war das sicherlich der Fall», sagt er. Sein Geld steckte er nicht nur in Biotechnologie. Einen Großteil seiner SAP-Aktien brachte Hopp 1995 in die nach ihm benannte Stiftung ein. Sie fördert Projekte in den Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung – vorwiegend im Rhein-Neckar-Gebiet. «Ich habe es als ungerecht empfunden, dass ich so viel Geld habe», sagt er.—pagebreak—

Im Gegensatz zu Hasso Plattner ist Hopp in der Region geblieben. Seinem Heimatverein 1899 Hoffenheim ermöglichte der Milliardär einen unvergleichlichen Aufstieg in die Bundesliga. Im ersten Erstliga-Jahr 2008 war der Dorfclub sogar Herbstmeister im Oberhaus. Bei den Kraichgauern ist er jetzt Mehrheits-Anteilseigner. «Damit ist der Bestand und die Zukunft des Clubs gesichert», sagt Hopp. Sein Sohn Daniel soll eines Tages sein Werk weiterführen. Bisher hat er rund 350 Millionen Euro in seinen Verein investiert. Hopp will aber, dass 1899 Hoffenheim wirtschaftlich möglichst bald auf eigenen Beinen steht. Bei gegnerischen Fans muss Hopp oft als Hassfigur des Fußball-Kapitalismus herhalten, er selbst sagt, er unterstütze seinen Club bereits seit 61 Jahren. Verantwortliche wie Sportchef Alexander Rosen betonen zwar immer wieder, dass der Mäzen kein Interesse daran habe, sich ins Alltagsgeschäft einzumischen, ohne sein Okay läuft aber kein größerer Transfer. Nach wichtigen Heimsiegen marschiert Hopp in die Kabine, um mit den Profis das eher altmodische «Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi!» anzustimmen.

Doch obwohl Hopp kürzlich bemängelte, das Joseph Blatter als Präsident des Fußball Weltverbandes FIFA mit 79 «viel zu alt» sei, um wiedergewählt zu werden, kann er selbst nicht loslassen: «Ich würde es gerne noch mit 85 machen», sagte er jüngst über seine Rolle als Macher bei Hoffenheim. «Ich will das, was ich eingegangen bin an Verpflichtungen, gut zu Ende bringen», begründet er seine Unrast. Zumindest an seinem Geburtstag wird Hopp sich Zeit zum Golfspielen nehmen, wenn auch nicht wie ein normaler Rentner: Er veranstaltet ein Turnier auf seinem Platz in St. Leon-Rot. Dann wird Hopp auch wieder einmal Gelegenheit haben, gegen Hasso Plattner anzutreten, der eigens anreist. (dpa)

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