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Dienstag, April 30, 2024

Ausblick: SAP mit steigendem Ergebnis erwartet

SAP-Chef Christian Klein hat den Anlegern in Aussicht gestellt, dass es dieses Jahr vor allem beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll nach oben geht.

Europas größter Softwarehersteller SAP legt an diesem Montag (22. April) nach US-Börsenschluss die Zahlen für das erste Quartal vor.

DAS ERWARTET DER KONZERN:

SAP-Chef Christian Klein hat den Anlegern in Aussicht gestellt, dass es dieses Jahr vor allem beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll nach oben geht. Der Umsatz mit Software zur Nutzung über das Netz soll währungsbereinigt um 24 bis 27 Prozent zulegen.

Speziell mit der Kernsoftware zur Unternehmenssteuerung wie Finanzen, Warenwirtschaft und Prozessverbesserungen (ERP – Enterprise Resource Planning) aus der Cloud hat sich Klein viel vorgenommen, um den US-Erzrivalen Oracle mit dessen Angeboten in diesem Bereich in Schach zu halten. Dafür hat der Manager den Angriff auf den anderen Hauptkonkurrenten Salesforce in dessen Domäne abgeblasen. Software zur Vertriebssteuerung und Kundenmanagement (CRM – customer relationship management) hat bei dem Konzern aus Nordbaden nur noch eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt sollen die Produkterlöse um 8 bis 10 Prozent steigen, wenn Währungseffekte ausgeklammert werden. Das ehemals angestammte Geschäft mit Lizenzerlösen für vor Ort installierte Software steht bei den Walldorfern hintan, weil Klein nur den Cloudanwendungen Zukunftschancen einräumt. Diese sollen zugleich die Kunden stärker binden und auf längere Sicht über Abonnementzahlungen auch mehr Ertrag abwerfen als die vergleichsweise hohen Verkaufserlöse aus Lizenzen, die aber nur einmal anfallen. Die eingeworbenen Abo-Verträge für die Cloud stehen daher regelmäßig im Blick der Investoren als Gradmesser für künftiges Wachstum.

Die hohen Investitionen der früheren Jahre sollen das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nun auch noch stärker nach oben treiben als bereits im Vorjahr. Dieses Ergebnis will SAP währungsbereinigt um 17 bis 21 Prozent steigern; die Marge bezogen auf den Gesamtumsatz dürfte daher weiter zulegen.

SAP hat bei der Bereinigung seiner Ergebniskennziffern eine Reihe von Änderungen umgesetzt. Vor allem werden die Kosten für anteilsbasierte Vergütungen nicht mehr aus dem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern herausgerechnet. Der Kostenblock ist bei SAP ein großer Posten: Im vergangenen Jahr waren es 2,2 Milliarden Euro, für dieses Jahr hat SAP keine Schätzung veröffentlicht.

Viele Mitarbeiter bei SAP bekommen Gehaltsbestandteile, die von der Entwicklung des Aktienkurses abhängen. Im ersten Quartal hat das SAP-Papier einen regelrechten Satz nach oben gemacht: Um 29 Prozent hat das Dax-Schwergewicht in den drei Monaten zugelegt. Das dürfte das Ergebnis zu Jahresbeginn dementsprechend belastet haben.

Ein weiterer Faktor in den Zahlen könnte das zu Jahresbeginn verkündete Programm zum Stellenabbau sein. Damit will sich SAP stärker auf Programme rund um Künstliche Intelligenz (KI) ausrichten – und künftig auch deutlich sparen. 8000 der bisherigen Stellen fallen weg. Zwei Drittel der Betroffenen sollen das Unternehmen über Vorruhestand und Abfindungen verlassen, der Rest könnte in anderen Positionen bleiben. Der Umbau dürfte den Konzern rund 2 Milliarden Euro kosten. Diese rechnet SAP zwar aus dem operativen Geschäft heraus; unter dem Strich könnte es aber rote Zahlen bedeuten, wenn der Konzern diese Kosten tatsächlich schon im ersten Quartal verbucht.

In diesem Jahr rechnet SAP noch nicht mit nennenswerten Einsparungen bei den laufenden Kosten. 2025 aber soll eine Entlastung von rund 500 Millionen Euro greifen – obwohl SAP durch Neuanstellungen Ende 2024 mit einer ähnlich hohen Mitarbeiterzahl rechnet wie zu Jahresbeginn (107 602 Vollzeitbeschäftigte).

Die Mittelfristziele von Klein sehen dann für 2025 weitere Zuwächse vor. Dann soll der Gesamtumsatz auf mehr als 37,5 Milliarden Euro klettern (2023: 31,2), davon aus der Cloud mehr als 21,5 Milliarden Euro (2023 fortgeführte Geschäfte: 13,7). Das bereinigte operative Ergebnis plant SAP 2025 bei rund 10 Milliarden Euro ein (2023 angepasst: 6,5).

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Im Schnitt rechnen die Analystinnen und Analysten in dem vom Unternehmen veröffentlichten Stimmungsbild zum ersten Quartal mit einem Plus beim Cloudumsatz von 24 Prozent im fortgeführten Geschäft auf 3,94 Milliarden Euro (Median). Der Gesamtumsatz dürfte daher trotz des weiter schwindenden Geschäfts mit Lizenzen und herkömmlichen Wartungsverträgen um 8 Prozent auf 8,03 Milliarden Euro gestiegen sein.

Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern erwarten die Experten einen Anstieg um ein Fünftel auf 1,58 Milliarden Euro. Allerdings gibt es große Unterschiede in den einzelnen Schätzungen: Die Bandbreite reicht von 1,47 bis 1,93 Milliarden Euro. Womöglich sind noch nicht alle Kalkulationsmodelle der Fachleute auf die neue Definition umgestellt. Die Experten rechnen auf Jahressicht nicht mit einer Änderung der Prognosen.

Die Resultate sollten nach Meinung von Baader-Bank-Analyst Knut Woller einen „gesunden“ Schwung bei der Nachfrage belegen. So habe Konkurrent Oracle im jüngsten Dreimonatszeitraum gut dagestanden. Die Margenentwicklung von SAP sollte ebenso seine These stützen, dass es in den kommenden Jahren bei Erlösen und Profitabilität weiter nach oben geht. Allerdings geht der Experte davon aus, dass die Kosten für anteilsbasierte Vergütung höher liegen als zuvor von ihm geschätzt.

Auch Analyst Johannes Schaller von Deutsche Bank Research rechnet mit Mehrkosten durch den gut gelaufenen Aktienkurs in Höhe von 200 Millionen Euro. Er hat die neue Definition für das bereinigte operative Ergebnis nach eigenen Angaben berücksichtigt und geht von 1,56 Milliarden Euro aus – also etwas geringer als im Schnitt der Experten. Damit wäre die Marge aber auf vergleichbarer Basis immerhin um 2,1 Prozentpunkte auf rund 20 Prozent geklettert. Beim Cloud-Auftragsbestand der kommenden zwölf Monate rechnet Schaller mit einem Plus von 27 Prozent gegenüber dem Stand ein Jahr zuvor.

Barclays-Experte James Goodman sieht in den kommenden Jahren weitere Aufwärtschancen für den Konzern. Bisher hätten sich nur wenige der Bestandskunden für ein Upgrade auf die neueste Version der ERP-Kernsoftware namens S/4 Hana entschieden. Beim Wechsel von alten Wartungs- auf neue Cloudverträge könne SAP mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Umsätze je Kunde rechnen, verwies er auf Aussagen von SAP-Finanzchef Dominik Asam. (dpa)

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