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Samstag, April 20, 2024

Gefälschte Kundenbewertungen bei Etailern

Online-Bewertungen sind mittlerweile sind für den Kauf häufig ausschlaggebend. Doch viele Urteile sind gefälscht. Ein Fernsehmagazin schob den IT-Etailern unsinnige Bewertungen unter.

Eine Studie des Branchenverbands Bitkom hat ergeben, dass jeder zweite Internetnutzer vor einem Kauf die Online-Bewertungen anderer Kunden liest. Guenstiger.de kam bei einer Umfrage mit insgesamt 760 Teilnehmern zu einem ähnlichen Ergebnis: Zwei Drittel der Befragten machen demnach ihren Kauf von Nutzermeinungen abhängig. Doch Branchenkenner gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Bewertungen gefälscht sind. Das TV-Magazin WISO traf einen Insider, der als Fälscher sein Geld verdient. Er hat sich eine eigene Agentur aufgebaut und platziert im Auftrag von Unternehmen positive Produkt-Bewertungen im Internet. Aktuell seien vor allem Bewertungen von Smartphones und Elektronikprodukten gefragt, so der Profi-Fälscher. Für jeden Kunden lasse er monatlich mehrere hundert bis tausend Produkt-Bewertungen schreiben. Dafür habe er ein Netzwerk von freien Textern, Journalisten, Studenten und Praktikanten. Er bezahle ihnen je nach Auftrag 10 bis 15 Euro die Stunde, so das TV-Magazin in dem Beitrag, der Montagabend ausgestrahlt wurde. 

WISO stellte die Probe aufs Exempel und schrieb in sieben Online-Shops und in vier Vergleichsportalen positive Bewertungen zu Produkten, die nie gekauft wurden. In der Stichprobe waren die Vergleichsportale Idealo.de, Geizhals.de, Guenstiger.de und billiger.de und die Online-Händler Amazon, Saturn.de, Conrad, Notebooksbilliger, Cyberport, Alternate und Redcoon dabei. Es wurden in allen Foren positive Bewertungen zu einem Smartphone, einer Espresso-Maschine und einer Spielekonsole abgegeben. Bei einem Fernseher wurde gar der „geringe Spritverbrauch“ gelobt. Diese absurde Textpassage sollte den Seiten-Betreibern auffallen, falls sie die Bewertungen prüfen würden, so das TV-Magazin. Von 44 Bewertungen haben die Portal-Betreiber jedoch nur zwei entdeckt, so das Resultat. Die meisten Bewertungen stünden auch noch drei Wochen später für alle sichtbar im Netz. Sogar die offensichtliche Fälschung mit dem geringen Spritverbrauch beim Fernseher stehe bei neun von elf Portalen online. Nur Guenstiger.de und Billiger.de hätten diese schwachsinnige Bewertung gefunden und gelöscht. 

Die meisten Firmen geben an, jede Bewertung genau zu lesen und zu überprüfen. Einige Portale lehnen das allerdings ab. „Wir wollen Meinungen nicht zensieren“, so Notebooksbilliger. Der Konkurrent Cyberport schaltet grundsätzlich alle Bewertungen automatisch online. Spam-Bewertungen mit rassistischem, politischem oder anderem radikalen Inhalt würden jedoch via Blacklist automatisch gesperrt werden. „Wir verzichten bewusst auf eine Zensur in unseren Bewertungen, um der Community selbst die Möglichkeit zu geben, Bewertungen als hilfreich einzustufen, zu kommentieren beziehungsweise als unangemessen zu melden“, so der Etailer weiter. Dennoch würden regelmäßig Bewertungen auf vorsätzlich falsche Aussagen geprüft. Der WISO-Beitrag zu den Kundenbewertungen im Online-Handel ist noch in der ZDF-Mediathek abrufbar. 

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