«Normalerweise bauen wir Roboter, damit sie uns helfen. Hier wollten wir das umdrehen», sagt Zeller. Und anstatt «Können Menschen Robotern vertrauen?» fragten die Kommunikationswissenschaftler aus Kanada: «Kann ein Roboter den Menschen vertrauen?» Hauptfrage der Forscher: «Wie ist das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine und inwieweit vergessen Menschen, dass sie einen Roboter vor sich haben?» Die sind unterschiedlich genug: Industrieroboter, Serviceroboter, Militärroboter, Spielzeugroboter; gruselige Stahlgestalten, die aus Science-Fiction-Filmen die Weltherrschaft übernehmen und mobile Roboter, die Pkw selbstständig lenken sollen. «hitchBOT» passt am ehesten in die Kategorie der humanoiden Roboter, die dem Menschen nachempfunden sind. Er lernt zwar nicht wie Roboter mit künstlicher Intelligenz durch Beobachtung und Kommunikation dazu. Voraussetzung dafür ist aber, dass Menschen die Maschine im Weitesten anerkennen. Das hat bei «hitchBOT» bestens geklappt. In Kanada flogen ihm die Sympathien zu. «Es war sehr schön zu sehen, wie Menschen in Kanada sich um «hitchBOT» gekümmert und dafür gesorgt haben, dass es ihm gut geht», sagt Zeller. Weltweit verfolgten Fans den Trip.—pagebreak—
Informatiker sehen in ihm ein wertvolles Experiment. «Vom reinen Technologieaspekt ist er vollkommen uninteressant», sagt Florian Röhrbein, Informatiker an der Technischen Universität München. «Aber er kann beitragen, Ängste abzubauen. Er ist interessant im Sinne eines soziologischen Experiments für die Roboter-Mensch-Beziehung.» Es gebe viele Vorbehalte, Roboter etwa in der Pflege einzusetzen. Dabei könnten sie das menschliche Personal sehr gut entlasten. «Im Sinne der Robotik ist hitchBOT gar kein Roboter – es ist eigentlich eher eine Puppe», sagt der Informatik-Professor Udo Frese aus Bremen, an dessen Lehrstuhl ein RoboCup Fußball-Team betreut wird. «Sie könnten auch ein Stofftier durch Kanada reisen lassen.» Dennoch sei das Experiment sehr spannend. «Das kann ein Indikator für die Akzeptanz sein, die Serviceroboter einmal haben werden.» Frese sieht auch eine Gefahr in der Vermenschlichung der Maschinen: «Die Frage: Was ist das für eine Beziehung, die man dann zu seinem Computer hat. Akzeptiere ich ihn wie einen Toaster – oder als Ersatz eines Lebenspartners? Das ist auf jeden Fall etwas, worüber man nachdenken muss.» In Kanada jedenfalls nahm «hitchBOT» sehr menschlich am Leben der Menschen teil. Ureinwohner holten ihn zu sich, er fuhr auf einem Motorrad mit, wurde zum Essen eingeladen. Die Gastgeber überlegten sich das Menü genau und servierten einen Teller mit Schrauben und Maschinenöl. Er durfte mit zum Camping – und sogar auf eine Hochzeit.
Nun steigt die Spannung, wie es ihm in Deutschland ergeht. Auf der Reiseliste stehen Schloss Neuschwanstein, Berlin, Sylt, der Osten Deutschlands mit Görlitz – und er muss Spezialaufgaben erledigen: Er soll ein Selfie mit einem Weltmeister machen und im Karnevalstrubel auf einem Wagen beim Kölner Rosenmontagszug mitfahren. Während hitchBOT «Vater» David Harris Smith früher selbst begeistert mit erhobenem Daumen an der Straße stand, ist «Mutter» Frauke Zeller nie getrampt. Aber jetzt kommt sie ein wenig ins Grübeln: «hitchBOT hat mehr von Kanada gesehen als ich.» (dpa)