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Dienstag, April 16, 2024

Deutsche Börse eröffnet Startup-Plattform

Politik und Börse konnten sich nicht zu einem eigenen Börsensegment für Newcomer durchringen. Immerhin sollen aber auf «Venture Network» Investoren und Startups miteinander verkuppelt werden.

Deutsche Börse eröffnet Startup-Plattform
Als der rote Knopf gedrückt wird, ist der Hausherr nicht dabei. Sigmar Gabriel hat Pech. Er muss sich mit Fieber zu Hause in Goslar ausruhen. So findet am Donnerstag in Berlin der Startschuss für eine neue Börsenplattform, wo spannende Startups und Investoren sich zum virtuellen Rendezvous treffen, ohne den Bundeswirtschaftsminister statt. Das passt ein bisschen ins Bild. Der Dax-Konzern Deutsche Börse und die Politik konnten sich bei dem Projekt nach monatelangen Gesprächen nur auf den kleinstmöglichen Nenner einigen. Gabriel hatte Großes vor. Er wollte ein Comeback des Neuen Marktes, um Global Player der Investorenwelt nach Deutschland zu locken und jungen Wachstumsfirmen über Börsengänge dringend benötiges Kapital zu beschaffen. Da spielte die Börse nicht mit. Zu einem eigenen Börsensegment für Newcomer konnten sich die Verantwortlichen nicht durchringen. Der stellvertretende Vorstandschef Andreas Preuß tat das schon Ende 2014 bei einem Branchentreff öffentlich kund – unmittelbar vor einem Spitzengespäch mit Gabriel. Der SPD-Chef fand das weniger amüsant. Die Wogen glätteten sich aber schnell. Per Mitteilung dankt Gabriel in Abwesenheit jetzt der Börse, die neue Plattform, auf der zunächst 27 vielversprechende Firmen sowie über 40 Investoren gelistet sind, sei ein «zentraler Beitrag». Über das «Venture Network» können vertraulich Zahlen und Angebote ausgetauscht werden. Gebühren kassiert die Börse keine – und setzt darauf, dass hier künftige Börsengänger aufgepäppelt werden. Ein eigenes, neues Segment wäre des Guten zuviel gewesen und hätte am Finanzloch vieler Startups auch nichts geändert, meint Preuß.

Die Idee zu einem «Neuen Markt 2.0» wabert seit Jahren durch das politische Berlin. Schon Gabriels Vorgänger Philipp Rösler (FDP) entdeckte das Thema im Wahljahr 2013 für sich und knüpfte Kontakte zum damaligen Börsenchef Reto Francioni. Union und SPD vereinbarten dann in ihrem Koalitionsvertrag, die Eröffnung eines «Marktes 2.0» zu prüfen, damit Start-ups einfacher an Kapital kommen. Zu einem eigenen Börsensegment für Newcomer konnten sich die Verantwortlichen nun aber doch nicht durchringen. Zu tief eingebrannt hat sich das Drama um den Neuen Markt kurz nach der Jahrtausendwende.—pagebreak—

Rückblende: Zum Start am 10. März 1997 knallen auf dem Frankfurter Parkett die Sektkorken. Die Aktie des Mobilfunkanbieters Mobilcom schießt im ersten Börsenjahr um sagenhafte 2800 Prozent nach oben. Goldgräberstimmung macht sich breit, die Aussicht auf schnellen Reichtum lockt tausende Privatanleger in Aktien. Doch Kursrallys bringen den Neuen Markt als «Zockermarkt» in Verruf, aufgeblasene Bilanzen, Kursbetrug und Insiderhandel geben der «New Economy» den Rest. Seit dem 5. Juni 2003 ist dieser Neue Markt Geschichte. Das Problem vieler Gründer heutzutage: Sie haben kluge Köpfe – aber keine Kohle. Banken sind extrem vorsichtig, bevor sie Geld in junge Unternehmen stecken. «Der Filter muss sehr scharf sein. Schließlich gehen wir als Investor auch Risiken ein», erklärt Stefan Tirtey, einer der beiden Geschäftsführer der Commerzbank-Tochter CommerzVentures. «Wir haben den Anspruch, dass wir mit einem Investment eine hohe Rendite erwirtschaften können. Dem werden nicht viele Unternehmen gerecht.» Das Aktieninstitut begrüßt das neue Angebot der Deutschen Börse: Insbesondere bei potenziellen Börsenkandidaten gebe es «in Deutschland eine große Finanzierungslücke», sagt die Chefin des Aktieninstitut, Christine Bortenlänger. Jetzt sei aber auch die Politik gefordert. Einer der Hauptknackpunkte liegt im Steuerrecht.

Derzeit verfallen Verlustvorträge, die bei der Steuererklärung später mit Gewinnen verrechnet werden können, wenn ein Investor mehr als 25 Prozent einer Firma kauft. Neu gegründete Firmen häufen in den ersten Jahren aber fast nur Verluste an. Gabriels Vertrauter, Staatssekretär Matthias Machnig (SPD), ist zuversichtlich, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sich irgendwann bewegt. Schließlich stehe im «wichtigen und heiligen» Koalitionsvertrag auch ein Venture-Capital-Gesetz drin. (dpa)

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