Konkurrent Paypal ist seit 2004 in Deutschland aktiv und hat nach jüngsten Angaben hierzulande 16 Millionen Kunden. Mehr als 50.000 deutsche Online-Händler bieten Paypal nach Angaben des US-Unternehmens als Zahlungsmethode an, darunter knapp 900 der 1.000 größten Online-Shops in Deutschland. Paypal-Deutschlandchef Arnulf Keese verweist auf Studien, wonach Kunden Online-Einkäufe am liebsten per Rechnung begleichen, auf den Plätzen folgten Paypal, Lastschrift und Kreditkarte. «Das ist eine Präferenz, gegen die sich alle Marktteilnehmer behaupten müssen», erklärt Keese. «Der Markt hätte kein zweites Internetbezahlverfahren gebraucht», findet Hans Martin Kraus von der Unternehmensberatung Capco. «Aber die Banken brauchten es, um eine Flanke zu schützen und um neue Zukunftspotenziale aufzubauen.» Es gehe letztlich um Kundenbindung. Christian Bruck, Partner bei BearingPoint, sieht es ähnlich: «Aus meiner Sicht ist Paydirekt eine strategische Investition der Banken als Antwort auf diverse andere Anbieter.» Es sei ein «Vorteil, dass sich die deutsche Kreditwirtschaft endlich mal zusammengerauft» habe. «Wir hatten das vielleicht lange nicht richtig auf dem Radar, haben es auch nicht richtig ernst genommen», räumt DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch ein. Aber jetzt seien die deutschen Banken beim Thema moderne Bezahlverfahren «ganz gut unterwegs». Kirsch: «Paydirekt ist für mich eine Blaupause für eine engere Zusammenarbeit der drei Säulen.»
Reibungslos freilich war die Zusammenarbeit bei Paydirekt nicht. Während Privatbanken wie Deutsche Bank und Postbank, Commerzbank und Comdirect, HVB sowie die Volks- und Raiffeisenbanken von Anfang an mitmachten, zögerten die Sparkassen lange. Bei einer Branchentagung im September bremste Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon erneut: «Wir legen allergrößten Wert auf Sicherheit und Qualität.» Neueste Verschlüsselungstechnologien müssten erprobt werden. «Deshalb raten wir dazu, in diesem Jahr zunächst die bereits fertigen Anwendungen umfangreich mit Mitarbeitern und einzelnen Instituten zu testen.» Unterdessen schafften erste Institute Fakten: Die HVB schaltete Paydirekt Anfang November für alle ihre Kunden frei, am 25. November folgte die Commerzbank. Commerzbank-Paydirekt-Experte Torsten Dienert erklärt: «Das ist für uns der Einstieg in digitales Bezahlen in der Breite – und zwar für alle Kunden.» Die Bundesbank begrüßt die Bestrebungen der Banken. «Uns gefällt an Paydirekt, dass wir ein sicheres und effizientes Zahlverfahren haben für die Verbraucher. Uns gefällt, dass es ein Zahlverfahren der Banken ist», sagt der Zentralbereichsleiter Zahlungsverkehr, Jochen Metzger. «Uns gefällt, dass es keinen externen Dienstleister dazwischen gibt, sondern es direkt vom Girokonto kommt. Und wir haben die Hoffnung, dass Paydirekt Wettbewerb bringt.»
Der Handelsverband HDE traut Paydirekt den Durchbruch zu – wenn der Preis auch für den Handel stimme. Und HDE-Experte Ulrich Binnebößel nennt eine weitere Voraussetzung: «Die Anbieter müssen geschlossen hinter dem Verfahren stehen und dies überzeugend nach außen bringen.»