Unfaire Konkurrenz aus China kostet deutsche Onlinehändler nach Angaben eines Branchenverbands allein bei Elektronikartikeln eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. «Das ist eine massive Schädigung des deutschen Standorts und kostet Tausende Arbeitsplätze», sagte der Präsident des Verbandes für E-Commerce und Versandhandel (BEVH), Gero Furchheim, der Deutschen Presse-Agentur. Die USA und andere Industrieländer wollen einem der Probleme diese Woche einen Riegel vorschieben. Sie wollen die sehr geringen Postgebühren für Warensendungen aus China anheben. Für diesen Dienstag (24. September) hat der Weltpostverein deshalb in Genf einen Sonderkongress einberufen. Die niedrigen Tarife gehen auf eine Regelung der Organisation zurück, der seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt. Sie waren zur Unterstützung armer Länder gedacht, führen aber angesichts der Flut von Online-Bestellungen in China nun zu Verärgerung. «In Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache», sagte Furchheim.
Die USA haben mit dem Austritt aus dem Weltpostverein gedroht, wenn die 192 Mitgliedsländer der Gebührenerhöhung für China nicht zustimmen. «Auch, wenn wir die Methode (von US-Präsident Donald) Trump mit Eskalation und Alleingängen ablehnen, die Kritik ist gerechtfertigt», so Furchheim. Die Gebühren müssten dringend angehoben werden. Der Deutschen Post DHL sei durch die Flut chinesischer Warensendungen schon vor drei Jahren ein Verlust von schätzungsweise 120 Millionen Euro entstanden. «Der Handel mit Direktlieferungen aus China wächst mit großer Dynamik», sagte Furchheim. «Wir schätzen, dass allein Elektrogeräte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr direkt aus China an private Haushalte in Deutschland geliefert werden.» Das ist ein nicht unerheblicher Anteil bei Gesamtbestellungen von knapp zwölf Milliarden Euro im Bereich Elektronik und Kommunikation. Nach Branchenschätzungen kamen im vergangenen Jahr 70 Millionen solcher Warensendungen aus China in Deutschland an.
Der Verband sieht beim Wettbewerb mit chinesischen Anbietern zwei weitere Baustellen: Produktsicherheit und Steuern. Deutsche Unternehmen gäben Millionenbeträge für Sicherheitstests aus. Daran sparten viele ausländische Anbieter, so kämen massenhaft mangelhafte Geräte auf den deutschen Markt. «Ich fordere 1000 zusätzliche Zöllner, um der Warenflut einen Kontrolldruck entgegenzustellen», sagte Furchheim. Die rund 39 000 Zöllner seien nicht genug. Die Behörden müssten vor allem bei der Digitalisierung Tempo machen, auch um möglichen Umsatzsteuerbetrug zu verhindern. «Wer im Kampf gegen Betrug aus einer Nation, die voll auf künstliche Intelligenz und Digitalisierung setzt, Zettelkästen, Stempel und Aktendeckel entgegensetzt, kommt nicht weit», so Furchheim. Der Verband verlangt zudem eine Ertragsbesteuerung dort, wo Umsatz und Gewinn erwirtschaftet werden. (dpa)