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Das sind die Gründe für die Warenhaus-Krise

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Warenhäuser die Publikumsmagneten in den Innenstädten. Jetzt erscheint ihre Zukunft ungewisser denn je. Die Warenhauskrise von A bis Z.

Das sind die Gründe für die Warenhaus-Krise
Das sind die Gründe für die Warenhaus-Krise

Das sind die Gründe für die Warenhaus-Krise
Einst bestimmten die Einkaufspaläste der großen Warenhausketten das Bild der Innenstädte. Doch seit Jahrzehnten sinkt die Bedeutung von Karstadt, Kaufhof und Co.. Wie konnte das Geschehen? Und: Wie sieht die Zukunft aus? Die Warenhauskrise von A bis Z:

A wie «Alles unter einem Dach»: Das war einst der Anspruch, mit dem die großen Einkaufspaläste von Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten antraten. Doch die Vielfalt ist in den vergangenen Jahrzehnten Stück für Stück verloren gegangen. Heute findet der Verbraucher in den Konsumtempeln in vielen Fällen nur noch Mode und Kosmetik, und daneben vielleicht noch eine Haushaltswaren- und eine Lebensmittelabteilung. Ein Grund dafür ist der harte Wettbewerb.

B wie Billiganbieter: Das Leben schwer machen den Warenhäusern nicht zuletzt Billiganbieter wie H&M oder Primark, die sich in den vergangenen Jahrzehnten mit rasch wechselnden Kollektionen zu Schnäppchenpreisen ein immer größeres Stück des Textilmarktes gesichert haben. Die Folge: Vor allem bei Kauflustigen jungen Kundinnen sind die Warenhäuser heute oft zweite Wahl. Doch auch Einkaufszentren machen den großen Kaufhausketten Konkurrenz. Wie die klassischen Warenhäuser bieten sie Vielfalt unter einem Dach. Nur eben mehr davon.

E wie E-Commerce: Seit einigen Jahren nagt außerdem der Siegeszug des E-Commerce an den Umsätzen der Kaufhausketten. Mehr als jeder siebte Euro der in Deutschland für Textilien ausgegeben wird, landet inzwischen in den Kassen von Online-Händlern wie Amazon oder Zalando. Die Umsätze fehlen den Warenhäusern. Denn Kaufhof und Karstadt spielen hier bislang eine untergeordnete Rolle.

F wie Fusion: Schon seit Jahrzehnten versucht die Warenhausbranche die Krise durch Fusionen in den Griff zu kriegen. So kam es 1994 zu einer ersten großen Marktbereinigung. Karstadt übernahm den Konkurrenten Hertie, Kaufhof schluckte Horten. Und nur wenige Jahre später machte dann die Idee einer Fusion von Kaufhof und Karstadt die Runde. Doch alle Anläufe zur Schaffung einer solchen Deutschen Warenhaus AG sind letztlich gescheitert. Der österreichische Karstadt-Eigner René Benko musste beim Angebot seiner Signa-Gruppe für Kaufhof eine Schlappe einstecken. Der deutsche Handelsriese Metro verkauft Kaufhof für rund 2,8 Milliarden Euro an den kanadischen Handelskonzern Hudson’s Bay.—pagebreak—

H wie Häuser: Die Zahl der Warenhäuser sinkt seit Jahren. Unter dem Namen Karstadt firmierten 2004 deutschlandweit noch über 220 Waren- und Sporthäuser. Seitdem hat sich diese Zahl fast halbiert. Dem Konkurrenten Kaufhof erging es zwar deutlich besser. Doch auch er konnte sich dem Abwärtstrend der Branche nicht völlig entziehen. Die Umsätze von Kaufhof sanken seit 2004 von 3,8 auf 3,1 Milliarden Euro.

M wie Managementfehler: Auch Managementfehler spielten eine Rolle beim Niedergang der deutschen Warenhäuser. So erwies sich der Versuch des vorletzten Karstadt-Chefs Andrew Jennings, der Warenhauskette im Hauruckverfahren mit einer Flut neuer Modemarken ein trendigeres Image zu verschaffen, als Irrweg. Stammkunden wurden vergrault, doch gelang es kaum neue Käufergruppen in die Geschäfte zu locken. Auch Jennings Vorgängern hatten oft keine glückliche Hand.

N wie Neuanfang: Eine Fusion von Karstadt und Kaufhof hätte dem Warenhaus im harten Wettbewerb so etwas wie einen Neuanfang ermöglichen können. Nun dürfte die kanadische Handelskette Hudson’s Bay als künftiger neuer Kaufhof-Eigner neue Akzente setzen.

O wie Opfer: Bei einem Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt hätten über kurz oder lang wohl vor allem die Mitarbeiter Opfer bringen müssen. Handelsexperte Thomas Roeb betonte kürzlich mit Blick auf Karstadt: «Ohne einen Zusammenschluss könnte es noch viel schlimmer kommen.» Alleine werde es Karstadt schwer fallen, wieder auf die Beine zu kommen.

Z wie Zukunft: Wie die Zukunft der Warenhäuser aussehen wird, ist letztlich ungewiss. Der Direktor des Handelsinstituts der Hochschule Worms, Jörg Funder, sagte kürzlich in einem Interview nach seiner Einschätzung gebe es auf Dauer nur Platz für 50 bis 70 klassische Warenhäuser in Deutschland. (dpa)

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