Was ist von Fitness-Funktionen und Uhren mit Mehrwert im Gesundheitsbereich zu halten? Möglicher Nutzen liegt auf der Hand: Viele Patienten vergessen etwa, wann sie ihre Medizin einnehmen sollen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) versucht bereits, mit einem eHealth-Gesetz zur elektronischen Gesundheitskarte solche Medikamentierungsprobleme insbesondere bei älteren Menschen besser in den Griff zu bekommen. Und auch ein fordernder Signalton in dem Moment, wenn das Joggen ansteht, könnte der gesundheitlichen Vorsorge gute Dienste erweisen. Der größte Vorteil von Wearables ist denn auch für zwei Drittel der Befragten in der PwC-Studie der Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.—pagebreak—
Jeder Vierte wäre demnach bereit, für ein solches Gerät bis zu 300 Euro hinzublättern. Und fast drei Viertel würden immerhin noch 100 Euro dafür ausgeben. Ein Multimilliardenmarkt tut sich da weltweit auf, frohlockt die amerikanische Großbank Morgan Stanley. Experten wie der Branchenverband Bitkom rechnen mit jährlichen Wachstumsraten von über 20 Prozent. Mit Spannung wird im April die neue Apple Watch erwartet – Kosten: ab 399 Euro in der Sport-Ausführung.
Beim Kauf eines Wearables stehen drei Punkte im Mittelpunkt, ergab die PwC-Studie: ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, eine gute Bedienung – und Datensicherheit. Die Ärzte in Deutschland sind hier skeptisch. «Dem Verbraucher muss bewusst sein, dass die Daten irgendwo abgelegt und gespeichert werden», sagt Roland Stahl, der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. «Die Entwicklung bei den Wearables zeigt, dass viele Menschen offenbar bereit sind, mehr oder weniger ohne Bedenken Daten weiterzugeben.» Das persönliche Arzt-Patienten-Verhältnis könne durch keine App ersetzt werden. Kritiker halten es auch für unheimlich, wenn sich Menschen auf Messungen verlassen statt aufs Körpergefühl. Und werden Krankenversicherungen Boni bald nicht mehr nach Fitness-Teilnahme laut Check-Heft vergeben, sondern nach kontinuierlich erfasstem Einsatz von Training und gesundem Essen? Werden ungebetene Dritte sehen, wie viel Bier den Blutzucker des Patienten hochgetrieben hat? Datenschutzbestimmungen setzen solchen Szenarien Grenzen. Offen ist auch, ob künftig eher Fitness-Angebote für Gesunde im Vordergrund stehen – oder doch eher spezielle Anwendungen für Chroniker. Bei den in der PwC-Studie Befragten hätten immerhin 5 Prozent einer Weitergabe persönlicher Daten zugestimmt. Um die 50 Prozent wären bereit, für Geld oder eine bevorzugte Arztbehandlung ihre Daten
weiterzugeben. Doch ein Großteil der Befragten sieht auch Nachteile: 62 Prozent fürchten ein Eindringen in ihre Privatsphäre. 57 Prozent sehen die Anfälligkeit für Sicherheitslücken als Problem. Es könnte technologisch auch schnell möglich werden, dass der Arbeitgeber per Datenbrille sieht, was seine Mitarbeiter gerade machen. (dpa)