Die Branche der Unterhaltungselektronik startet mit Optimismus in die diesjährige IFA in Berlin. Wie der jüngste Cemix-Index in dieser Woche zeigte, hält sich das Geschäft im ersten Halbjahr mit einem leichten Minus von 2,3 Prozent relativ stabil. Dabei habe das zweite Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 2,8 Prozent ergeben, sagt Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender des Branchenverbands gfu. Hinzu komme, dass auch das wirtschaftliche Umfeld derzeit positiv sei. «Der Brexit hat zwar einen kleinen Dämpfer gegeben, aber die Anschaffungsneigung unter den Verbrauchern in Deutschland ist gut.» Die IFA will sich erneut als führende Leitmesse für Unterhaltungselektronik, IT und Hausgeräte präsentieren. Seit Monaten ist die Messe ausgebucht. Neben dem neu errichteten CityCube wird in diesem Jahr auch erstmals die Station Berlin als Veranstaltungsort benutzt. Dort findet die «IFA Global Markets» statt, eine Ausstellung für Fachbesucher, in der es um Innovationen wie 3D-Druck, Robotics und Drohnen gehen wird.
Natürlich werden in diesem Jahr unter dem Funkturm auch die neuesten Modelle und Technologien der führenden Hersteller von Flachbild-Fernsehern zu sehen sein. TV sei weiterhin das größte Einzelsegment der Branche, sagt Kamp. Neben OLED-Displays, Ultra-HD-Auflösung und Techniken wie HDR zur besseren Bilddarstellung wird es auch Informationen rund um den neuen Standard für das terrestrische DVB-T2 HD auf der Messe geben. Damit lassen sich erstmals auch über Antenne TV-Signale in HD-Auflösung empfangen. Das Institut für Rundfunktechnik will alles Wissenswerte zum Thema auf der Messe zeigen. Seit 31. Mai 2016 können Zuschauer in manchen Regionen bereits erste Programme über das neue Antennenfernsehen mit deutlich höherer Bildqualität sehen. Am 29. März 2017 soll die Technik dann in den Ballungsräumen aktiv geschaltet werden.
Es geht auf der Messe aber längst nicht nur um die neueste TV-Technik. Im Fokus wird vom 2. bis zum 7. September auch wieder die Vernetzung der Unterhaltungs- und Hausgeräte stehen. «Es geht um sinnvollen Mehrwert und konkrete Verbesserungen», sagt Martin Börner von Samsung Deutschland. Ins Blickfeld kämen damit kleine Features mit großer Wirkung, etwa eine Waschmaschine mit zusätzlicher Klappe zum Nachlegen von Wäsche. So solle die Bedienung aller Geräte immer intuitiver werden. Eines der großen Themen wird in diesem Jahr die virtuelle Realität. Anwendungen und neue Headsets, Brillen oder Kameras, die den Nutzer in virtuelle Welten entführen, seien «der nächste Schritt in die Zukunft», sagt Kamp. «Vor neun Jahren hat man auch dem Smartphone nicht eine solche Bedeutung zugesprochen, die es schließlich gewonnen hat.» Marktbeobachter von Bitkom und Deloitte erwarten, dass der Markt für VR-Produkte bis 2020 auf 850 Millionen Euro anwachsen wird. Auch Samsung wird seine neue VR-Brille Gear VR auf die IFA mitbringen. Bei virtueller Realität sei Deutschland Vorreiter, sagte Samsung-Manager Börner. «Deutschland ist VR-Land.» Der Konzern verkaufte von der Gear VR inzwischen 200.000 Geräte, europaweit waren es 500.000 Stück. Und zur IFA will Samsung noch einen draufsetzen: mit «olfaktorischer VR 4D». «Wir zeigen mitten in Berlin auf dem Breitscheidplatz, was mit VR möglich ist», sagte Börner. Dabei soll die visuelle Darstellung virtueller Umgebungen mit Elementen wie realistischem Sound und realitätsnahen Düften erweitert werden.
Vor acht Jahren ergänzten die Veranstalter die einstige Rundfunk- und Unterhaltungselektronik Messe mit der Präsentation von Haushaltsgeräten. Das Konzept ist nach Meinung der Veranstalter aufgegangen. Im Zeichen der Vernetzung aller Geräte erweitert sich seither das Themenspektrum auf der Messe kontinuierlich. Längst hat auch die PC-Branche die IFA für sich entdeckt. Microsoft etwa wird in diesem Jahr den größten Messeauftritt unter dem Funkturm in der Geschichte des Unternehmens haben und vor allem sein neues Betriebssystem Windows 10 in den Mittelpunkt stellen. Auch für die PC-Hersteller läute die IFA als eine der wichtigsten Messen das Weihnachtsgeschäft ein, sagt Wilfried Thom, der bei dem taiwanesischen PC-Hersteller Acer für das Geschäft in Zentraleuropa zuständig ist. Auch computergesteuerte Fahrzeuge dürften zu einem Thema werden: Mit Dieter Zetsche gewann die Messe einen wichtigen Vertreter der Automobilindustrie als Keynote-Sprecher: Der Daimler-Chef wird seine Vision vom Autofahren der Zukunft vorstellen, bei der das Fahrzeug zum persönlichen Assistenten des Fahrers wird.