Nach der Deutschen Telekom und anderen Internetanbietern will auch der Telekommunikationskonzern Vodafone in Deutschland im großen Stil in den Glasfaser-Ausbau einsteigen. Mit der Luxemburger Finanzholding Altice wolle man ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, das binnen sechs Jahren bis zu sieben Milliarden Euro investieren werde, teilte Vodafone am Montag in Düsseldorf mit. Das Ziel ist es, an sieben Millionen Haushalten Glasfaser verfügbar zu machen, die bis in die Wohnungen reicht. Die Firmengründung soll im ersten Halbjahr 2023 erfolgen.
Es geht um sogenannte FTTH-Anschlüsse («Fiber to the Home»). Solche Anschlüsse hat Vodafone bisher nur wenige, derzeit sind es etwas mehr als 40 000. Statt FTTH setzt die Firma auf Fernsehkabel als Übertragungsweg. Reines Glasfaser-Internet gilt aber als stabiler und schneller, solche Verträge sind für Kunden aber auch teurer.
Mit den Ausbauplänen ist Vodafone spät dran. Die Deutsche Telekom fuhr ihre Investitionen schon 2020 hoch und macht dabei Tempo, Mitte 2022 lagen die Bonner bei 3,9 Millionen. In einem Zwischenschritt soll ihr FTTH-Netz 2024 an 10 Millionen Haushalten verfügbar sein. Danach soll der Ausbau weitergehen, wobei die Telekom zum Teil auch auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit australischen Investoren setzt. Telefónica und der Versicherungskonzern Allianz verkündeten vor zwei Jahren die Gründung eines Joint Ventures, das fünf Milliarden Euro binnen sechs Jahren investieren will.
Nun geht Vodafone einen ähnlichen Weg wie die Konkurrenten und sucht den Schulterschlusss mit einem externen Partner, um den teuren Glasfaser-Ausbau zu stemmen. Die Schulden, die das geplante Unternehmen aufnehmen wird, lasten nicht auf der Bilanz.
80 Prozent der FTTH-Anschlüsse sollen dort liegen, wo Vodafone bereits Fernsehkabel hat, vor allem in Mietshäuser und Mehrfamilienhäusern. Dort haben die Kunden dann die Möglichkeit, auf reine Glasfaser zu wechseln. 20 Prozent sollen dort gebaut werden, wo noch kein Vodafone-Festnetz verfügbar ist. Vodafone-Chef Nick Read sprach von einer wichtigen Infrastruktur-Investition, die dazu beitragen werde, die Breitband-Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Die Regierung will, dass es in Deutschland bis 2030 eine flächendeckende Glasfaser-Versorgung gibt.
In dem Joint-Venture-Deal gibt Vodafone eine moderate Finanzspritze, der Großteil der Investitionen soll über Schulden des Gemeinschaftsunternehmens finanziert werden. Für den Zugang zu den Fernsehkabel-Kunden bekommt Vodafone im Laufe der Jahre bis zu 1,2 Milliarden Euro von Altice. Die Finanzspritze, die Vodafone zur Firmengründung gibt, wird den Angaben zufolge geringer sein als der Gesamtbetrag, den die Firma bekommt.
Der Partner Altice ist kein Unbekannter in Europas Internetbranche, die Finanzholding hält Beteiligungen an Telekommunikationsfirmen unter anderem in Frankreich und Portugal. Über seine Tochter Geodesia ist Altice bereits in Deutschland tätig, die Baufirma Geodesia ging vor einem Jahr eine strategische Partnerschaft mit der Internetfirma Deutsche Glasfaser aus Monheim (NRW) ein.
Vodafone gab am Montag außerdem bekannt, dass es Investitionen bereitstellt, um sein Fernsehkabel-Netz technisch zu verbessern. Es sollen mehr Verteilerkästen (Glasfaser-Knotenpunkte) entstehen und das Upload-Tempo soll erhöht werden. Bei seinem bisherigen Festnetz setzt Vodafone bereits zum großen Teil auf Glasfaser. Auf der letzten Meile aber – also der Strecke bis in die Wohnung hinein – liegen besagte Fernsehkabel. Die ermöglichen ein Download-Tempo von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde. (dpa)