Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr gesunken. Nach Angaben der staatlichen Förderbank KfW wagten etwa 57 000 Menschen weniger als im Vorjahr den Schritt in Selbstständigkeit. Das entspricht einem Rückgang um neun Prozent auf 550 000 Existenzgründungen, wie aus einer Vorabauswertung des KfW-Gründungsmonitors vom Dienstag hervorgeht. «Für die deutsche Volkswirtschaft sind das schlechte Nachrichten, denn Existenzgründungen sind zentrale Treiber des strukturellen und technologischen Wandels», sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
«Kaum dass sie den Corona-Knick kurzzeitig wettgemacht hatte, ist die Gründungstätigkeit in Deutschland 2022 leider schon wieder rückläufig», erläuterte Köhler-Geib. Gerade auch mit Blick auf die grüne und die digitale Transformation brauche Deutschland neue Unternehmen mit frischen und innovativen Ideen.
Gründerinnen und Gründer wagten im vergangenen Jahr seltener den Sprung in die Selbstständigkeit, um eine sich bietende Geschäftsgelegenheit wahrzunehmen. Der Anteil der sogenannten Chancengründungen sank der KfW zufolge um 11 Prozentpunkte auf 71 Prozent. Der Anteil derjenigen, die sich mangels besserer Erwerbsalternativen selbstständig machten, stieg dagegen von 15 auf 24 Prozent. Dazu zählten aber auch Gründer, die die Selbstständigkeit trotz Alternativen auf dem Arbeitsmarkt bevorzugten.
Der überwiegende Teil der Gründerinnen und Gründer machte sich den Angaben zufolge mit neuen Unternehmen selbstständig (86 Prozent). Der Rest entfällt auf Unternehmensübernahmen und -beteiligungen. Angesicht der großen Zahl mittelständischer Unternehmen, die eine Nachfolgelösung suchten, sei das eine Herausforderung.
Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative telefonische Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Er basiert auf Angaben von 50 000 zufällig ausgewählten Personen. (dpa)