Der von einem Bilanzskandal erschütterte japanische Technologiekonzern Toshiba muss möglicherweise Milliardenverluste in seinem Atomgeschäft in den USA verbuchen. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, geht es um mögliche Wertberichtigungen bei dem Unternehmen CB&I Stone & Webster Inc., einem Atomkraftwerksbauer, den die Japaner vor einem Jahr gekauft hatten. Die möglichen Verluste von mehreren Milliarden Dollar hingen vom Ergebnis einer Vermögensprüfung im ersten Quartal 2017 ab, hieß es. Sollte eine Wertberichtigung anfallen, werde dies wahrscheinlich die Gesamtbilanz des Konzerns beeinträchtigen. Toshiba hatte zuvor lange mit dem amerikanisch-niederländischen Unternehmen Chicago Bridge & Iron Co., das CB&I an den zu Toshiba gehörenden Konzern Westinghouse verkauft hatte, über die Bewertung des US-Atomkraftwerkbauers gestritten.
Toshiba hatte eine teure Wette auf die Kernkraft abgeschlossen, als die Japaner 2006 für 5,4 Milliarden Dollar den US-Anbieter Westinghouse schluckten und zum Branchenprimus noch vor der staatlich kontrollierten französischen Areva aufstiegen. Doch das Atomgeschäft schwächelt, die Japaner haben Probleme, Aufträge für neue Kraftwerke an Land zu ziehen. Seit der Atomkatastrophe von 2011 in Fukushima nicht nur in der japanischen Heimat, sondern auch in Übersee.
Toshiba hatte das vergangene Geschäftsjahr, das am 31. März 2016 endete, in Folge einer radikalen Sanierung nach einem schweren Bilanzskandal mit einem gewaltigen Verlust in Höhe von 460 Milliarden Yen (3,7 Milliarden Euro) abgeschlossen. In dem noch bis zum 31. März 2017 laufenden Geschäftsjahr rechnet Toshiba jedoch dank robuster Nachfrage nach Halbleitern mit der Rückkehr in die Gewinnzone. (dpa)