Telefonica-Deutschland-Chef Thorsten Dirks setzt für künftige Herausforderungen auf größere Freiheiten bei der Zusammenarbeit von Netzanbietern. «Die Frage ist doch, ob für ein 5G-Netz in den Städten an jedem Laternenmast eine blaue, eine rote und eine magentafarbene Sendeanlage hängen muss – oder eher nur eine», sagte Dirks der Süddeutschen Zeitung in Anspielung auf die Markenfarben von O2, Vodafone und Deutscher Telekom. Dafür bräuchten die Mobilfunker dann andere Betreibermodelle als heutzutage. «Das bedeutet ein Umdenken bei der Regulierung. In diese Richtung denkt meines Wissens auch die EU-Kommission», sagte der O2-Chef.
Dirks verwies auf Aussagen von EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, wonach für die nächste Generation des Mobilfunks Investitionen von 500 Milliarden Euro nötig seien, damit Europa bei der Telekommunikations-Infrastruktur verlorenen Boden gegenüber Asien und Amerika wieder wettmachen könne. «Ich bin jemand, der die Kraft des Marktes sieht. Aber es müssen auch die Strukturen geschaffen werden, damit wir eine weltweit führende Breitbandversorgung aufbauen können», sagte Dirks dem Blatt. Dafür fehle es derzeit an einer politischen wie an einer wirtschaftlich machbaren Lösung.
Für den geplanten kommenden Mobilfunkstandard 5G ist laut Experten ein deutlich dichter geknüpftes Mobilfunknetz nötig als heute. Die niedrigen Reaktionszeiten, die zum Beispiel vernetzte Autos für die Kommunikation untereinander rund um autonomes Fahren benötigen, erfordern mehr der teuren Sendestationen. Die deutlich höheren Datenübertragungsgeschwindigkeiten, die mit 5G geboten werden sollen, brauchen zudem tendenziell höhere Frequenzen – die aber niedrigere Reichweiten haben. In den Gedankenspielen der Telekom-Branche nehmen deswegen Überlegungen, wie Sendestationen die von Netzbetreibern gemeinsam genutzt werden können, großen Raum ein. (dpa)