Der deutsche Start-up-Branche ist optimistisch, dass sich die Folgen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank für die hiesige Gründerbranche in Grenzen halten. «Im Ursprung ist das keine Start-up-Krise. Es handelt sich um Refinanzierungsprobleme einer Bank», sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Startups, Christian Miele, in Berlin. Er glaubt nicht, dass sich wegen des Kollaps des US-Start-up-Finanzierers hierzulande große Finanzierungsprobleme für die Branche ergeben. «Ich bin zuversichtlich, dass es in der Breite zu keiner größeren Zurückhaltung bei Wagniskapitalgebern kommt.» Noch ließen sich die Folgen für deutsche Start-ups aber nicht abschließend beurteilen.
Die Niederlassung der Silicon Valley Bank in Deutschland, die am Montag von der Finanzaufsicht Bafin geschlossen wurde, hat kein Einlagengeschäft betrieben. Einige Start-ups hierzulande hätten aber die Angebote der britischen SVB-Tochter genutzt, so Miele. Mit der Übernahme durch die britische Großbank HSBC scheine sichergestellt, dass deutsche Start-ups, die dort Einlagen haben, wieder Zugriff auf ihr Geld haben. «Das war ein wichtiger Schritt, um kurzfristige Liquiditätsengpässe bei betroffenen deutschen Start-ups zu vermeiden.» Auch habe die Sicherung sämtlicher SVB-Einlagen durch US-Behörden die Situation in den USA entschärft.
Ein Vorteil für Deutschland: Die Finanzierungsform Venture Debt – Spezialkredite für schnell wachsende Unternehmen, auf die die SVB spezialisiert war – sei hier nicht sehr verbreitet, sagte Miele.
Die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung am Freitag geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Zuvor hatten Kunden in kurzer Zeit sehr viel Geld abgezogen. Die US-Notenbank Fed hat eine Untersuchung angekündigt.
Der Kollaps der Bank kommt für die deutsche Gründerbranche zur Unzeit. Denn vor allem wegen der steigenden Zinsen hielten sich Geldgeber zuletzt ohnehin mit großen Kapitalspritzen zurück und scheuten riskante Geschäftsmodelle. Feierte die Start-up-Branche 2021 ein Rekordjahr, waren die Finanzierungen für deutsche Start-ups 2022 eingebrochen. In der Folge brachen die Bewertungen von Start-ups ein, einige Wachstumsfirmen strichen reihenweise Jobs.
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte sich am Montag nicht konkret geäußert, welche Auswirkungen der Kollaps der SVB für die deutsche Start-up-Branche haben könnte. Eine Sprecherin verwies aber darauf, dass es in Deutschland sehr viele Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups gebe. Sie seien nur zu einem Teil auf Banken gestützt, daneben gebe es staatliche Förderprogramme oder private Investoren. (dpa)