Starke Kennzahlen in fast allen Geschäftsbereichen von SAP und ein beschleunigtes Auftragswachstum im Cloud-Geschäft haben am Dienstag die Aktien von Europas größtem Softwarehersteller auf ihrem Erholungskurs vorangetrieben. Zeitweise erreichten sie bei 95,61 Euro wieder den höchsten Stand seit Mai.
Am späteren Vormittag stiegen die Papiere noch um rund 4 Prozent auf 94,80 Euro. Von ihrem Ende September erreichten Mehrjahrestief bei unter 80 Euro haben sie sich inzwischen um bald 20 Prozent erholt. Seit Jahresbeginn summiert sich der Verlust der Aktie allerdings immer noch auf 24 Prozent, während der Dax zugleich knapp 19 Prozent eingebüßt hat.
Die Analysten von Goldman Sachs, JPMorgan oder auch Stifel Europe verwiesen zwar unter anderem mit Blick auf die Lizenzumsätze im dritten Quartal auf eine um 11 Prozent verfehlte Konsensschätzung. Erwähnt wurde auch der verfehlte Quartalsgewinn je Aktie sowie die nun etwas geringere Jahresprognose für den freien Barmittelzufluss, der bei Aktionären vor allem wegen Dividendenzahlungen besondere Beachtung findet. Hier geht der scheidende Finanzchef Luka Mucic nur noch von rund 4,5 Milliarden statt wie bisher von mehr als 4,5 Milliarden Euro aus.
Allerdings, so schrieb etwa Goldman-Analyst Mohammed Moawalla, sei der Zwischenbericht dennoch positiv zu bewerten. So hätten nahezu alle wichtigen Leistungskennzahlen die Erwartungen übertroffen. Zugleich seien die Jahresprognosen für den Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf währungsbereinigter Basis sowie auch die mittelfristigen Ziele bestätigt worden.
Besonders positiv beurteilten Analysten außerdem das Cloudgeschäft. Angesichts erster Probleme und Warnungen bei anderen Softwareanbietern wie etwa von Suse oder Temenos sei der Anstieg der Cloudaufträge von SAP beeindruckend, urteilte JPMorgan-Analyst Toby Ogg. Chandramouli Sriraman von der Investmentbank Stifel Europe hob auch die Umsätze und die weiterhin starke Bruttomarge in diesem immer noch relativ jungen Geschäftsbereich von SAP hervor.
Außerdem sei die operative Marge des SAP-Konzerns im dritten Quartal besser als erwartet ausgefallen und habe damit auch zu einem überraschend hohen operativen Quartalsgewinn geführt, schrieb Sriraman. Eine bessere Bruttomarge, geringere Betriebskosten und positive Wechselkurseffekte waren laut Goldman-Experte Moawalla die Gründe für die starke Marge.
Dass die Aktie zulegte – trotz eines Quartalsberichts, der zwar viel Licht, aber auch Schatten zeigte, dürfte Baader-Bank-Analyst Knut Woller zufolge wohl vor allem an der aktuell immer noch schwachen Bewertung der SAP-Aktie liegen. (dpa)