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Mittwoch, Februar 12, 2025

So sieht die Lage bei SAP aus

Europas größter Softwarehersteller SAP legt in einer Woche am Dienstag (28. Januar) seine Zahlen zum vierten Quartal und einen konkreten Ausblick auf das neue Jahr vor.

Europas größter Softwarehersteller SAP legt in einer Woche am Dienstag (28. Januar) seine Zahlen zum vierten Quartal und einen konkreten Ausblick auf das neue Jahr vor.

DAS ERWARTET DAS UNTERNEHMEN:

SAP-Chef Christian Klein hatte den Anlegern für 2024 ein schwungvolles Plus beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis versprochen. Den Umsatzanstieg mit Software zur Nutzung über das Netz planten die Walldorfer währungsbereinigt bei 24 bis 27 Prozent ein. Insgesamt sollten die Produkterlöse mit Cloud- und Lizenzsoftware zuletzt um 10 bis 11 Prozent steigen, wenn Währungseffekte ausgeklammert werden. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis wollte SAP währungsbereinigt um 20 bis 23 Prozent steigern.

Mit einem großen Programm zum Stellenabbau krempelt Klein den Konzern um und richtet ihn stärker auf Apps rund um Künstliche Intelligenz (KI) aus – und will künftig auch deutlich sparen, indem teure ältere Arbeitskräfte, insbesondere in Deutschland, den Konzern verlassen und jüngere angeworben werden.

2024 rechnete SAP aus dem Umbau noch nicht mit nennenswerten Einsparungen bei den laufenden Kosten. 2025 aber soll eine Entlastung von rund 700 Millionen Euro greifen – obwohl SAP durch Neuanstellungen Ende 2024 insgesamt mit einer ähnlich hohen Mitarbeiterzahl rechnete wie ein Jahr zuvor (107.602 Vollzeitbeschäftigte).

Für 2025 galten bislang bereits Mittelfristziele. Der Gesamtumsatz sollte auf mehr als 37,5 Milliarden Euro klettern (2023: 31,2), davon aus der Cloud mehr als 21,5 Milliarden (2023 fortgeführte Geschäfte: 13,7). Das bereinigte operative Ergebnis hatte Finanzchef Dominik Asam für 2025 auf rund 10,2 Milliarden Euro taxiert (2023 angepasst: 6,5 Milliarden). Darüber hinaus will SAP das Umsatzwachstum bis mindestens ins Jahr 2027 beschleunigen.

An den Mittelfristzielen wird sich der konkrete Ausblick messen lassen müssen. Im neuen Jahr könnten die Wechselkurse dabei eine größere Rolle spielen als zuletzt. Der starke Dollar dürfte für Schwung sorgen bei der Umrechnung in Euro, die USA sind ein wichtiger Markt für den deutschen Dax-Primus. Für die mittelfristigen Ziele hatte SAP einen Wechselkurs von 1,10 US-Dollar je Euro unterstellt.

Die jährliche Prognose formuliert das Unternehmen üblicherweise in währungsbereinigten Wachstumsraten und in absoluten Zahlen zu konstanten Wechselkursen, dabei legt das Unternehmen den durchschnittlichen Kurs des Vorjahres zugrunde. Aktuell liegt der Euro-Wechselkurs mit rund 1,04 Dollar günstiger als der laut EZB durchschnittliche Kurs aus 2024 von 1,0824 Dollar. Die Markterwartungen könnten daher entsprechend höher liegen als die von SAP formulierten absoluten Zielspannen zu Umsatz und operativem Ergebnis.

Ohnehin sind die Investoren guter Stimmung: Der Aktienkurs von SAP klettert von Rekord zu Rekord. Vergangene Woche markierte das Papier einen neuen Höchststand bei 256,85 Euro. Der Marktwert ist auf rund 315 Milliarden Euro angeschwollen. Damit hat Christian Klein als SAP-Chef die symbolische Marke von 300 Milliarden übersprungen, die sein Vorgänger Bill McDermott zwar des Öfteren in Aussicht gestellt, aber selbst mit SAP nie hat erreichen können. SAP ist damit knapp doppelt so hoch bewertet wie der Siemens-Konzern als zweitteuerster Dax-Wert.

Allerdings gibt es eine Debatte um die sogenannte Kappungsgrenze im Dax, welche die Gewichtung von SAP im Leitindex bei maximal 15 Prozent begrenzt. Passive Indexfonds müssen SAP mit ihren Investitionen im Vergleich zu den tatsächlichen Größenverhältnissen daher untergewichten, was die Kursentwicklung hemmen kann. Der Gasekonzern Linde war vor einiger Zeit mit seiner Börsennotierung aus Deutschland in die USA abgewandert und hatte das Erreichen der damaligen Dax-Kappungsgrenze dafür mitverantwortlich gemacht.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Mohammad Moawalla von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht bei dem Softwarekonzern einige Treiber für ein weiter beschleunigtes Umsatzwachstum, vor allem das Umsteigen von Kunden auf die Cloudsoftware S/4 Hana angesichts des angekündigten Auslaufens von Lizenz-Wartungsverträgen. Darüber hinaus sollten Barmittelzufluss und operatives Ergebnis von Kostenverbesserungen profitieren. Die Aktie habe nach wie vor Spielraum, sich besser als der Markt zu entwickeln.

Mirko Maier von der LBBW erwartet 2025 ein deutliches Umsatz- und Ertragsplus. Der Produkterneuerungszyklus im Kerngeschäft laufe. Die KI-Investitionen von SAP dürften sich angesichts des Fokus auf Businesskunden schneller zu Geld machen lassen als bei den großen US-Tech-Riesen. Allerdings rät Maier auch zur Vorsicht: Das erreichte Niveau der Aktie mache diese anfällig für schlechte Nachrichten – die er aber nicht erwartet.

Für Charles Brennan von Jefferies ragt SAP aus dem europäischen Branchenumfeld heraus, weil der laufende Produktzyklus das schwache Wirtschaftsumfeld mehr als wettmache. Jetzt komme zu dieser Stärke aus eigener Kraft auch noch Rückenwind vom Wechselkurs hinzu.

Für das vierte Quartal erwarten 21 Experten laut einem vom Konzern erhobenen Stimmungsbild beim Gesamtumsatz im Schnitt ein Plus von 7 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Davon sollten aus der Cloudsparte 4,7 Milliarden Euro stammen und damit 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis ist den Schätzungen zufolge um 14 Prozent auf 2,25 Milliarden Euro geklettert. Unter dem Strich ist demnach der Gewinn je Aktie um knapp ein Fünftel auf 1,33 Euro gestiegen. Laut Knut Woller von der Baader Bank dürfte SAP die Ziele 2024 erreicht haben.

Im neuen Jahr gehen die Fachleute von 37,7 Milliarden Euro Gesamtumsatz aus. Aus der Cloud kämen davon 21,6 Milliarden. Das bereinigte operative Ergebnis dürfte knapp 10,3 Milliarden Euro erreichen. Damit läge SAP jeweils leicht über den eigenen Mittelfristzielen. (dpa)

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