
Auch die Wiesbadener Kion Group wurde bereits Opfer der Cyber-Kriminellen. Bei dem Gabelstapler-Hersteller schrillten die Alarmglocken, als bekannt wurde, dass Betrüger den Namen des Unternehmens missbrauchen, um Bewerber hinters Licht zu führen. «Es ging los mit gefälschten Stellenanzeigen, die in Online-Portale eingestellt waren», sagt Top Managerin Ruth Schorn. Die Kion-Personalabteilung wurde auf die Betrugsversuche aufmerksam, weil sich Bewerber bei dem Unternehmen nach Stellen erkundigten, die es gar nicht gab. Kion berichtet über Fälle aus den USA, Deutschland und Brasilien. «In unterschiedlichen Stadien des Bewerbungsverfahrens wurden Bewerber misstrauisch und meldeten sich bei uns», erklärt Schorn und fügt an: «In den USA werden Bewerbungsgespräche oft online geführt. Ich habe mir ein solches Online-Interview angeschaut. Da hatten sich die Betrüger viel Mühe gegeben und waren perfekt übeunser Unternehmen informiert.» Im Verlauf der Bewerbung hätten die Betrüger dann vom Kandidaten verlangt, eine spezielle Software zu kaufen, mit der er den Job im Home-Office ausführen könne. Eine weitere Variante ist laut Schorn, dass die Betrüger die Sozialversicherungsnummer ihrer potenziellen Opfer erfahren möchten. «Diese Nummer ist in den USA für die gesamte Identität eines Menschen sehr wichtig. Daher kann sehr großer Schaden entstehen, wenn man sie Fremden mitteilt», sagt die Managerin.
«Wir vermuten, dass die Betrüger in Deutschland einfach möglichst viele Daten abgreifen möchten, um diese weiter zu verkaufen», erklärt Schorn. «Mit Daten kann man richtig viel Geld verdienen.» Um dies zu verhindern, hatte Kion sofort Kontakt mit der Online-Stellenbörse aufgenommen, damit die Fake-Anzeigen aus dem Netz genommen werden. Während das Bundeskriminalamt (BKA) mitteilt, dass zu dem speziellen Phänomen der gefälschten Stellenanzeigen keine Informationen vorlägen, bestätigt das hessische Landeskriminalamt (LKA), dass Fälle bekannt seien. Neben dem Versuch, Daten oder Geld zu erhalten, würden die Betrüger ihre Opfer mit der sogenannten Finanzagenten Masche dazu bringen, sich an Straftaten zu beteiligen. «Die Täter überweisen Geld an die Opfer, das diese wiederum an andere überweisen sollen. Dadurch wird der Geldfluss verschleiert», erklärt LKA-Sprecherin Virginie Wegner.
Kion hat unterdessen reagiert: Das Unternehmen warnt auf seiner Homepage vor der Masche und informiert potenzielle Bewerber darüber, was keinesfalls zum seriösen Geschäftsgebaren gehört – etwa eine Vermittlungsgebühr zu verlangen. Für Managerin Schorn steht fest: «Es ist unangenehmen, wenn man mitbekommt, dass der Name unseres Unternehmens missbraucht wird, aber wir steuern gegen.»







