So sieht derzeit alles danach aus, dass die Platzhirsche im deutschen Mobilfunk das Rennen unter sich ausmachen. Alle drei Anbieter sind in etwa gleich stark am Markt und verfügen über die finanziellen Ressourcen. Werden die vorgegebenen Mindestgebote für alle Frequenzblöcke aufaddiert, errechnet sich eine Summe von knapp 1,5 Milliarden Euro. Experten rechnen mit einem Mehrfachen dieser Summe. Damit sind für Neueinsteiger die Hürden hoch gelegt – vermutlich zu hoch. Ein kleiner Telekommunikationsanbieter aus Frankfurt – Liquid Broadband – hatte vor Monaten angekündigt, ein viertes Mobilfunknetz in Deutschland aufbauen zu wollen, und zwar über kleine Stationen (Router) in Haushalten, bei Unternehmen und Behörden. So sollte mit Hilfe von Frequenzen aus der digitalen Dividende eine Art «Bürgernetz» entstehen. Doch Liquid Broadband kündigte nun an, nicht an der Auktion teilzunehmen. Das Unternehmen hält diese für rechtswidrig, reichte Klage beim Kölner Verwaltungsgericht ein und beantragte ein Eilverfahren in der Sache.
Auch Telefónica beschreitet den Rechtsweg, zielt aber in eine andere Stoßrichtung. Es gehe nur um «die Wahrung der Rechtsposition im Hinblick auf die angekündigte Verwendung der Auktionserlöse für die Breitbandförderung», meinte ein Firmensprecher. Dadurch könne es zu einer Beeinflussung des Bieterverhaltens kommen. Da die Erlöse zu einem großen Teil in die Festnetzsparte eines Mobilfunkanbieters zurückfließen sollen, sieht sich Telefónica ohne eigenes starkes Festnetz im Vergleich zu Telekom und Vodafone benachteiligt. Die Bundesnetzagentur, die bereits im Vorfeld eine stärkere Bevorzugung von Neueinsteigern als «sachlich nicht geboten und der Förderung des Wettbewerbs nicht dienlich» bezeichnet hatte, sieht den Klagen gelassen entgegen. Der Zeitplan der Auktion steht und Ende 2016 müsse sicher gestellt sein, dass die Mobilfunkkunden zum Jahreswechsel weiterhin telefonieren und surfen können.—pagebreak—
Wie tief die Bieter am Ende der Auktion in die Tasche greifen müssen, ins unklar. Dabei lehrt die Erfahrung: Auktionen sind unkalkulierbar. Im Prinzip aber gilt: Je weniger Anbieter teilnehmen, umso größer die Aussichten, dass sich die Kosten im Rahmen halten. Bei der letzten Versteigerung 2010 stand am Ende eine Summe von 4,4 Milliarden Euro. Unvergessen bleibt die spektakuläre UMTS-Auktion, die vor 15 Jahren schier unglaubliche Erlöse von rund 50 Milliarden Euro einspielte. Dass auch heute noch solche Beträge möglich sind, zeigt ein Blick über den Teich. Ende Januar endete in den USA eine Versteigerung, die 45 Milliarden US-Dollar einbrachte. Das sind Horrorszenarien für Unternehmen, die in den kommenden Jahren viel Geld in den Netzausbau investieren wollen und schon an der Entwicklung der kommenden Mobilfunkgeneration tüfteln. Dem schnellen Breitbandausbau werde viel Geld entzogen, lautet eine gängige Kritik. (dpa)