Microsoft hat Apple am Donnerstag erstmals seit Jahren vom Spitzenplatz bei der Börsenbewertung verdrängt – zumindest zeitweise. Erstmals seit 2021 wurden beide Unternehmen an der Börse mit knapp 2,9 Billionen US-Dollar wieder gleich hoch bewertet. Microsoft-Titel brachten aber zumindest zeitweise ein wenig mehr Gewicht auf die Waagschale. Damit ist das Rennen um das weltweit größte Börsenunternehmen wieder eröffnet.
Die Kursentwicklung klaffte in den vergangenen Wochen und Monaten auseinander und diese Tendenz hielt am Donnerstag an. Die Papiere des Softwareherstellers legten im Verlauf um bis zu zwei Prozent zu, während jene des iPhone-Konzerns im Tief 1,4 Prozent verloren. Zuletzt relativierten sich die Entwicklungen dann wieder: Microsoft drehte mit einem halben Prozent ins Minus, während Apple noch etwa ein Prozent verlor. Es blieb daher offen, welche der Aktien den Handelstag als Primus beenden wird. Beide Aktien lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Auch seit Jahresbeginn liegt Microsoft angetrieben durch die Fantasie für das Megathema Künstliche Intelligenz vor Apple. Die Aktien des Softwarekonzerns kommen 2024 bislang auf ein Plus von zuletzt 1,3 Prozent, während Apple mehr als vier Prozent verloren hat. Auf Sicht von sechs Monaten fällt die Diskrepanz sogar noch etwas deutlicher aus: In dieser Frist hat Microsoft knapp 15 Prozent zugelegt, Apple aber gut zwei Prozent verloren.
Beim iPhone-Hersteller hatte es in der jüngeren Vergangenheit einige Zweifel am zukünftigen Verkaufserfolg etwa mit den iPhones gegeben. Analysten wiesen zuletzt auf ein schwaches makroökonomisches Umfeld in China hin, das die Nachfrage nach dem Smartphone unter Druck setze. Es hatte deshalb in den vergangenen Monaten erste Abstufungen der Aktie gegeben, darunter zuletzt die Barclays-Bank mit ihrem neuen Votum „Underweight“.
Die Markteinführung des iPhone 15 sei schleppend gewesen und er rechne auch beim iPhone 16 nicht mit einer Besserung, argumentierte der Barclays-Analyst Tim Long in der Vorwoche. Andere Hardware-Kategorien dürften zudem schwach bleiben. Im Bereich Dienstleistungen geht Long obendrein nicht von einem Wachstum von mehr als zehn Prozent aus. Angesichts eines Jahres, in dem Apple die Erwartungen in den meisten Quartale verfehlt, sich die Aktie aber dennoch überdurchschnittlich entwickelt habe, stellte er eine Wende in Aussicht.
Microsoft profitiert auch davon, dass der Softwarekonzern Beobachtern zufolge beim Mega-Thema Künstliche Intelligenz gut aufgestellt ist. Das Unternehmen ist Großinvestor bei der ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI. Dessen aus seiner Firma herausgedrängter Chef Sam Altman war kurz Zeit später wieder an die Spitze von OpenAI zurückgekehrt. Das Hin-und-Her-Drama hatte das Silicon Valley und die globale KI-Branche in Aufruhr versetzt. (dpa)