Sabine Bendiek steht als erste Frau an der Spitze von Microsoft. Mit einer Mischung aus Härte und Herzlichkeit hat sie ihren Weg gemacht - und erinnert manch einen an einen ICE.
Microsoft-Chefin Bendiek: Wie ein ICESabine Bendiek ist nicht bei Facebook und trägt kein Fitness-Armband. Dem Bild einer IT-Managerin entspricht die 49-Jährige damit erstmal nicht unbedingt. Aber die 1,80 Meter große Frau hat kein Problem damit, sich vom Mainstream zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen: Als eine von wenigen Frauen hat sie eine steile Karriere in der IT-Industrie hingelegt und steht seit Jahresanfang als erste Frau an der Spitze von Microsoft Deutschland. Bei der Computermesse CeBIT hat Bendiek in der neuen Rolle ihren ersten großen Auftritt in der Öffentlichkeit. Die gebürtige Kielerin mit kurzen blonden Haaren freut sich auf den Marathon aus Kundengesprächen und Konferenzen in Hannover. Zuviel wird ihr die Arbeit nicht so schnell. «Das Bedürfnis, komplett abzuschalten von der Arbeit habe ich eigentlich nie.» Beste Voraussetzungen für einen Job bei der Deutschland-Tochter eines US-Konzerns, für den am Ende immer die Zahlen zählen.
«In einem amerikanischen Unternehmen haben Sie in dem Maße Freiheit, wie Sie erfolgreich sind», sagt Bendiek aus langjähriger Erfahrung bei dem Computerhersteller Dell und dem Speicher-Spezialisten EMC. Begonnen hatte sie ihre Laufbahn nach dem BWL-Studium in Mannheim bei McKinsey, Booz Allen und Siemens Nixdorf. «Heinz Nixdorf lebte noch.» Bei Microsoft verantwortet sie nun das Deutschland-Geschäft mit über 2.700 Mitarbeitern und mit mehr als 31.500 Partner-Unternehmen. Für den neuen Job zog sie von Frankfurt nach München und pendelt nun von dort nach Hamburg, wo ihr Mann lebt. Die Gründung einer Familie mit Kindern ließ sich mit ihrer Karriere nicht vereinbaren. «In meiner Altersklasse war das unmöglich.»
Als Frau in der Männerdomäne IT-Technologie brauchte sie eine Extraposition Hartnäckigkeit und Härte, um ihren Weg an die Spitze zu gehen. Viele Frauen ließen sich von Rückschlagen aus der Bahn werfen und grübelten zu lange über vermeintliche Fehler, sagt sie. Eine Stehauf-Mentalität ist deshalb aus Sicht von Bendiek das A und O im Job, wenn man wieder «richtig die Wand getroffen» habe. «Man darf nicht daran leiden.» Wichtig ist ihr, den Mitarbeitern Freiraum zu lassen und nur dann Vorgaben zu machen, wenn dies nötig ist. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann das für ihre Umgebung aber auch anstrengend sein. «Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass man die Dinge ändern kann, wenn man das will.» Ein Mitarbeiter, erzählt sie mit einem Lächeln, habe ihre Power einmal mit einem ICE verglichen – «auf Schienen gefesselt.» Für ihre Ansagen erfand ein anderer Mitarbeiter das Wort «Empfehl» – eine Mischung aus Empfehlung und Befehl. «Nett sein allein macht einen nicht zu einer guten Chefin», weiß Bendiek. Von guten Argumenten lässt sie sich aber immer überzeugen. «Ich schreie nicht und kann gut zuhören.»
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