Dem Aufsichtsrat des Minicomputerherstellers Kontron ist nach schwachen Zahlen des Unternehmens der Geduldsfaden gerissen. Dem Vorstandsvorsitzenden Rolf Schwirz und dem Vorstandsmitglied Andreas Plikat wurde mit sofortiger Wirkung der Stuhl vor die Tür gesetzt. Ab sofort steht der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Sten Daugaard an der Spitze des Unternehmens, wie Kontron am späten Montagabend mitteilte. Außerdem wird der bisherige interimistische Leiter des Finanzbereichs, Thomas Riegler, in den Vorstand berufen. Frank Gumbinger soll aber weiter zum 1. Januar sein Amt als Finanzvorstand antreten.
In einer weiteren Mitteilung zog Kontron eine enttäuschende Bilanz des abgelaufenen Quartals. Der Hersteller von Embedded-Computern habe die im zweiten Quartal übliche Erholung verpasst, hieß es. Von April bis Juni hatte der Umsatz nur knapp über dem des ersten Jahresviertels gelegen. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2015 sackten die Erlöse um 16,2 Prozent auf 90,9 Millionen Euro ab. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebit) fiel von -1,8 Millionen Euro auf -10,0 Millionen Euro. Kontron machte für die Entwicklung zum Teil den Markt und zum Teil sich selbst für die Entwicklung verantwortlich. Das Unternehmen sei dabei, ein umfassendes Maßnahmenpaket einzuleiten, um der Umsatzschwäche entgegenzusteuern und Kosten anzupassen. Im zweiten Halbjahr erwartet Kontron eine Stagnation bei Umsatz und Ebit Marge. Anleger reagierten unter dem Strich entsetzt. Der Kurs der Kontron-Aktie sackte zum Schluss des nachbörslichen Handels bei Lang & Schwarz um sechs Prozent ab. Mitte Juli hatte Kontron bereits seine Jahresprognose zurückgezogen. Der Aktienkurs war darauhin um mehr als zwölf Prozent eingebrochen.
Fujitsu hatte den ehemaligen Oracle-Deutschlandchef Rolf Schwirz im Oktober 2010 zum CEO ernannt. Kurz vor der wichtigen Kundenveranstaltung des Anbieters, dem Forum in München, hatte der Manager im Oktober 2012 Fujitsu verlassen und wechselte zu Kontron. (mit Material der dpa)