Treiber der Entwicklung ist vor allem die Nachfrage nach Surfgeschwindigkeiten. Vorreiter sind dabei keineswegs immer die Großen: Unter den Kabelnetzbetreibern hat derzeit Telecolumbus die Nase vorn. Durch den Zusammenschluss mit Primacom werde das Unternehmen sein Hochleistungskabelnetz auf die nächste Stufe heben, kündigte Firmenchef Ronny Verhelst bei der Vorlage der Quartalszahlen am Freitag in Berlin an. Seit April bieten die Berliner als erster Anbieter ihren Kunden in Potsdam Übertragungsraten von 400 Megabit pro Sekunde. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz die doppelte Geschwindigkeit. Doch bei Unitymedia oder Kabel Deutschland lösen solche Nachrichten keine Panik aus. «Das könnten wir mit unserer Technik auch anbieten», meint Marco Gassen von Kabel Deutschland. «Wir orientieren uns am Bedarf der Kunden und den Anwendungen, die auf dem Markt sind.»—pagebreak—
Grundsätzlich gilt: Internetzugänge über das Kabel sind derzeit deutlich schneller als DSL- und VDSL-Netze der klassischen Telekomfirmen. Zwar investiert der Branchenprimus Telekom massiv in Glasfaser und bohrt mit der sogenannten Vectoring-Technik seine Netze zu superschnellen Datenautobahnen auf. Aber Kabelnetze sind noch im Vorteil: Der Standard DOCSIS 3.0 erlaubt Datenraten, die bis auf 600 MB hochgetrieben werden können – wenngleich die Kabelnetzbetreiber von solchen Geschwindigkeiten noch weit entfernt sind. So arbeitet Kabel Deutschland derzeit fieberhaft daran, Datenraten von 200 MB in seinem ganzen Netz verfügbar zu machen. Von 2016 an soll das für zehn Millionen Kabel-Haushalte möglich sein. Unitymedia-Chef Lutz Schüler sieht den Anbieter in seinem Verbreitungsgebiet Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg mit Tarifpaketen, die ein Surftempo bis 200 MB enthalten, gut aufgestellt. «Das Pferd springt immer nur so hoch, wie es muss», sagt er gewöhnlich auf Fragen nach dem Ausbautempo der Netze.
Unterdessen treiben Kabelnetzbetreiber klassische Telefonfirmen und Mobilfunker auch an anderer Stelle in die Enge: Mit dem massiven Ausbau innerstädtischer WLAN-Netze. Kabel Deutschland sieht sich derzeit mit 750.000 Hotspots – unter anderem an öffentlichen Plätzen, in Cafés, Restaurants und Hotels – als Betreiber des größten deutschen WLAN-Netzes. Unitymedia kündigte vor wenigen Wochen in 100 Städten eine kostenlose Auffahrt auf die Datenautobahn über WLAN an.