Rückblende: Legere kam 2012 als Chef zur damals schwer angeschlagenen US-Sparte der Telekom. Die Kunden verließen den Anbieter in Scharen, die Netzqualität war miserabel, gerade erst war der Verkauf an AT&T gescheitert. Legere wurde damals als Routinier mit dreißigjähriger Branchenerfahrung verpflichtet, hatte bereits hochrangige Posten bei AT&T und Dell bekleidet. Anfangs präsentierte er sein Konzept auch noch im Anzug, der Imagewechsel folgte erst später – passend zur aggressiven Strategie des Unternehmens. Telekom-Chef Tim Höttges lässt den Zampano in den USA an der langen Leine. Mit Milliarden aus Bonn durfte Legere den Mobilfunker MetroPCS kaufen. Seitdem sichert er mit teuren Werbeaktionen den Kundenzustrom – zum Beispiel bezahlt T-Mobile in vielen Fällen die Strafgebühren für vorzeitig aufgelöste Verträge bei den Rivalen. Dieser Plan geht auch auf, kein US-Wettbewerber wächst so schnell wie die Telekom-Tochter. Nur Geld verdienen lässt sich so eher schwer.—pagebreak—
Höttges hat klargemacht, dass er irgendwann auch Gewinne erwartet. Noch hat der Telekom-Chef Geduld. Die US-Tochter steht schon lange im Schaufenster und wird durch das rasante Wachstum nicht eben unattraktiver. Auch persönlich scheint Höttges durchaus ganz angetan von dem schillernden US-Manager. Auf einer Investorenkonferenz im Februar schickte er Legere als Stargast auf die Bühne, er sollte die üblicherweise eher lahme Veranstaltung auflockern. Möglicherweise hätten sie in Bonn gerne selbst etwas mehr von dem Revoluzzer-Image. Höttges jedenfalls ließ sich in gelöster Stimmung offenbar vom ständig fluchenden Legere anstecken und stellte einen Kollegen auf der Konferenz als «Fucking Legend» (verdammte Legende) vor. (dpa)