Der Einstieg des US-Investor KKR beim Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK ist so gut wie perfekt. Der Investor konnte bis Freitag um Mitternacht mehr als 18,54 Prozent der GfK-Aktien in seinen Besitz bringen, wie ein KKR-Sprecher am Samstag mitteilte. Damit sei die Mindestannahmeschwelle für den Einstieg bei den Nürnbergern überschritten worden. Der GfK-Verein, über den rund 600 Firmen, Kammern und Einzelpersonen Anteile an der GfK halten, soll mit 56,46 Prozent Mehrheitsaktionär bleiben. Zusammen mit KKR kommt man auf einen Anteil von über 75 Prozent und hat damit das alleinige Sagen im Unternehmen. Auch das von Beobachtern als «Störmanöver» gedeutete Engagement des US-Investors Michael Dell, Chef des gleichnamigen Computererstellers, konnte die freiwillige GfK-Übernahme durch den KKR-Fonds Acceleratio Capital nicht mehr durchkreuzen. Dells Fonds MDS Capital besaß nach letzten Meldungen zuletzt nur 10,07 Prozent der GfK-Anteile.
Für Irritationen hatte bei dem Übernahmepoker zeitweise auch der US-Fonds Primestone Capital gesorgt, hinter dem der frühere Manager der Boston Consulting Group, Benoit Colas, steht. Dieser besaß bis Freitag fünf Prozent der GfK-Anteile. Allerdings trat Primestone keineswegs neu auf den Plan. Der Fonds hält schon länger Anteile am größten deutschen Marktforschungsunternehmen. Erleichtert zeigte sich am Wochenende GfK-Vorstandssprecher Gerhard Hausruckinger: «Wir freuen uns sehr, dass unsere Aktionäre das Angebot von KKR angenommen haben. Damit haben wir starke Partner an unserer Seite, um unsere Wachstumsstrategie konsequent und schnell umzusetzen.» Gemeinsam werde man die GfK fit für die Zukunft machen. Die GfK hofft unter anderem darauf, vom früheren KKR-Engagement bei dem US-Marktforschungsunternehmen und Weltmarktführer Nielsen zu profitieren. KKR kenne die Branche und verfüge über entsprechende Experten, um die GfK in Zeiten von Tablet und Smartphone auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu machen, hatte Hausruckinger betont.
KKR will das endgültige Ergebnis der Übernahmeaktion im Laufe der Woche bekanntgeben. GfK-Aktionäre, die sich noch nicht entschieden hätten, bekämen vom 16. Februar bis 1. März eine zweite Gelegenheit, ihre Anteile an den KKR-Fonds zu verkaufen. Er zahlt 43,50 Euro pro Aktie. Die EU-Wettbewerbsbehörde muss dem Deal noch zustimmen. Der GfK-Verein sah sich gezwungen, wegen der wirtschaftlichen Probleme einen Investor ins Boot zu holen. Der Marktforscher leidet unter der Konkurrenz von Start-ups und Internet-Unternehmen, die zu «Dumpingpreisen» Verbraucherbefragungen anbieten. Vor wenigen Monaten mussten der Aufsichtsrats- und Vorstandschef gehen. (dpa)