Der Chipkonzern Broadcom hat sich Kredite von 100 Milliarden Dollar (81,6 Milliarden Euro) für den rekordträchtigen Übernahmeangriff auf den Rivalen Qualcomm gesichert. Dies deckt den Baranteil des insgesamt 146 Milliarden Dollar schweren feindlichen Angebots ab. Broadcom holte für die Kreditlinie zwölf Banken ins Boot. Darunter sind die Bank of America, Citigroup, die Deutsche Bank, Morgan Stanley und JP Morgan, wie Broadcom am Montag mitteilte. Broadcom bietet Qualcomm-Aktionären in einem nachgebesserten Angebot 82 Dollar je Aktie – 60 Dollar in bar und eigene Anteile im Wert von 22 Dollar. Das bewertet Qualcomm insgesamt mit 121 Milliarden Dollar, zudem sollen noch Schulden von 25 Milliarden Dollar übernommen werden. Damit wäre es mit Abstand die bisher teuerste Tech-Übernahme. Qualcomm lehnte auch das nachgebesserte Angebot ab. Die Entscheidung liegt am Ende bei den Aktionären – und im Fall von Qualcomm ist die Mehrheit der Anteile auf viele Finanzfirmen verstreut.
Qualcomm ist sehr stark bei Funkmodems, mit denen sich Smartphones mit Mobilfunk- und anderen Netzen verbinden, und verkauft außerdem Lizenzen für diverse patentierte Technologien. Die Spezialität von Broadcom sind Wifi- und Bluetooth-Chips. Qualcomm steht aktuell massiv unter Druck. Durch einen seit Monaten andauernden Patentstreit mit Apple bekommt die Firma keine Lizenzzahlungen von iPhone-Fertigern. Das macht sich in der Bilanz bemerkbar und ließ auch den Aktienkurs sinken – was Broadcom ausnutzen will. Qualcomm hatte die geplante Übernahme im Oktober 2016 angekündigt und 110 Dollar je Aktie oder insgesamt 47 Milliarden Dollar ausgerufen. Doch bisher ist das Interesse der NXP-Aktionäre sehr gering, so dass Qualcomm die Angebotsfrist bis 23. Februar verlängert hat. Sollte es zu der Offerte kommen, beträgt der Baranteil bei der aktuellen Anzahl an Qualcomm-Aktien knapp 90 Milliarden Dollar. Am Markt glauben derzeit die meisten Investoren nicht, dass es zu einer konkreten Offerte kommt und diese von den Aufsichtsbehörden durchgewunken wird: Die Qualcomm-Aktie kostete zuletzt mit 64 Dollar deutlich weniger als die von Broadcom insgesamt in Aussicht gestellten 82 Dollar. (dpa)