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Sonntag, Dezember 8, 2024

«Aufholstrategie» für deutsche IT-Branche gefordert

Zum nationalen IT-Gipfel fordern führende Branchen-Köpfe einen Digitalisierungsruck. Es brauche eine Aufholstrategie, um sich gegen die Übermacht aus den USA und Asien behaupten zu können.

Deutschland und Europa müssen nach Ansicht führender Wissenschaftler im Bereich der Informationstechnik (IT) gemeinsam mehr tun, um mit den USA und Asien mitzuhalten. «Nur so können wir uns gegen die Übermacht der großen IT-Anbieter aus Amerika und Asien wirksam verteidigen», mahnen der Chef des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken, Wolfgang Wahlster, und der Unternehmer und Wirtschaftsinformatiker August-Wilhelm Scheer in einem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Es gebe in Europa zwar einen sehr großen Markt für IT-Anwendungen, Europa spiele aber auf der Anbieterseite bei Hard- und Software «gemessen an unserer Marktbedeutung eine zu geringe Rolle». Es dürfe nicht sein, dass die USA die geistige Leistung lieferten, Asien produziere und Europa kaufe. «Dies können wir nur durch eine europaweite Aufholstrategie ändern, mit dem Ziel, unsere Kompetenzen einzubringen, um eine Führungsrolle auf dem IT-Sektor einzunehmen.»

Die beiden Professoren veröffentlichten ihr «Manifest» mit Blick auf den vom Bundeswirtschaftsministerium veranstalteten nationalen IT-Gipfel vom 16./17. November in Saarbrücken. Zu dem Treffen werden rund 1.000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erwartet. Darunter sind auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Kabinettsmitglieder. Auch klassische Branchen, in denen Deutschland und Europa führend auf dem Weltmarkt seien, könnten ohne eigene IT-Kompetenz nur noch durch Kooperationen mit den USA und Asien modernisiert werden: «Das heißt, wir sind abhängig und nicht mehr an der Spitze der Entwicklung.» Um die Führungsrolle in erfolgreichen Branchen beizubehalten und auszubauen, brauche es einen Digitalisierungsruck. Die Politik müsse den Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur durch Projekte und Ziele fördern. Im Bereich des sogenannten E-Government seien bundesweit einheitliche System nötig, einzelne Initiativen von Ministerien und Ländern müssten koordiniert werden. Der Staat müsse «seine Rolle als Leitinvestor wahrnehmen», damit Schlüsselkompetenzen ausgebaut werden könnten.

Der IT-Gipfel steht unter dem Motto «Lernen und Handeln in der digitalen Welt». Deutschland hinke bei der Digitalisierung des Bildungssystems hinter anderen vergleichbaren Ländern hinterher, sagte Scheer. «Dieses muss grundlegend geändert werden. Die Einsicht dazu wächst.» Die Technologie solle nicht um ihrer selbst eingeführt werden, sondern um die Vorteile wie die «Zeit- und Ortsunabhängigkeit des Lernens» zu nutzen. «Das Ziel ist die digitale Bildungsrepublik Deutschland». Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen würden künftig für Planung, Produktion und Wartung autonomer Systeme, beispielsweise Roboter, dringend benötigt. Von den Unis und Forschungseinrichtungen her habe Deutschland «weltweit anerkannte Voraussetzungen, um auch bei der Digitalisierung mit führend sein zu können», sagte Wahlster. Ergebnisse müssten aber schneller in Form von Produkten und Prozessen umgesetzt werden. Scheer und Wahlster haben den IT-Gipfel im Saarland federführend mit vorbereitet. Ihr Papier wird nach eigenen Angaben von anderen Wissenschaftlern und Praktikern unterstützt.

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