Der deutsche Online- und Versandhandel ist im vergangenen Jahr nur im Gleichtakt mit dem Einzelhandel gewachsen. Der Umsatz von Waren und Dienstleistungen im Distanzhandel erhöhte sich um zwei Prozent auf 60 Milliarden Euro, wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) am Dienstag in Hamburg mitteilte. Damit liegt das Wachstum deutlich unter dem der Vorjahre und den Prognosen des Verbandes zum Jahresanfang. «Diese Entwicklung hat uns überrascht», sagte bevh-Präsident Gero Furchheim. Der Versandhandel wachse nicht mehr unabhängig von konjunkturellen Schwankungen, sondern habe eine Delle im Konsumklima zu verkraften gehabt. Der Anteil des Versandhandels am gesamten Einzelhandel blieb stabil bei 11,1 Prozent. Ein genauerer Blick auf die Branchendaten lässt die Versandhändler dennoch hoffen, dass speziell der Handel über das Internet auch in Zukunft noch kräftig zulegt. Der Onlinehandel mit Waren wuchs im vergangenen Jahr um 7 Prozent. Rund 85 Prozent der Bestellungen kommen bei den Versandhändlern über das Internet; vor einem Jahr waren es noch 81 Prozent. Die klassischen Bestellwege über Telefon oder Postkarte verlieren zunehmend an Bedeutung. «Auch 2015 wird der Online-Handel der eigentliche Treiber sein, und zwar zunehmend auf mobilen Geräten», sagte der Hauptgeschäftsführer des bevh, Christoph Wenk-Fischer.
Vor allem der Handel mit Bekleidung müsse künftig im Versandhandel wieder stärker zulegen. Der Modehandel hat in Deutschland insgesamt ein schlechtes Jahr hinter sich, was auch im Versandhandel zu einem schwachen Wachstum führte. Bekleidung ist mit Abstand die größte Warengruppe im Distanzhandel, vor Unterhaltungselektronik, Büchern und Schuhen. Von den 60 Milliarden Euro Gesamtumsatz der Branche entfielen elf Milliarden Euro auf Dienstleistungen. Hier machen Pauschalreisen und Übernachtungen mit einem Anteil von 39 Prozent sowie sonstige Mobilitätsangebote wie Flug-, Bahn- und Bustickets oder Mietwagen mit 32 Prozent die höchsten Umsätze.
Wenk-Fischer erwartet, dass künftig auch soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram zunehmend an Bedeutung im Distanzhandel gewinnen werden. «Noch ist das kein Verkaufs-, sondern ein Kommunikationskanal», sagte er. Die Kunden wollten aber am liebsten in ihrem digitalen Ökosystem bleiben. Und trotz des Internets sei der stationäre Handel keineswegs altmodisch oder zu vernachlässigen. Im Gegenteil: Einige Händler, die als Internet-Shop angefangen haben, eröffnen inzwischen auch stationäre Geschäfte. (dpa)