Händler sollen auf Ebay haufenweise gefälschte Grafikkarten anbieten und bleiben weitgehend unbehelligt, so ein Bericht des Computermagazins c’t. Dies hätte eine groß angelegte Testkauf-Aktion zutage gefördert. Das Magazin entdeckte eine Flut von supergünstigen GTX-1060-Grafikkarten, allesamt angeboten von Händlern aus China. Die Preise bewegten sich zwischen knapp 54 Euro und 80 Euro. Grafikkarten dieses Typs kosteten üblicherweise gut 200 Euro. «Wir bezweifelten, dass chinesische Händler funktionierende No-Name-Produkte für weniger als den halben üblichen Preis liefern können und kauften anonym bei acht verschiedenen Händlern auf Ebay ein» , betont Georg Schnurer, CvD beim c’t-Magazin. «Wir bezahlten per PayPal-Gastzahlung, um in den Genuss des Ebay-Käuferschutzes zu kommen. Schließlich wollten wir nicht nur den Händlern, sondern auch Ebay auf den Zahn fühlen.»
Nach Erhalt der Waren deuteten etliche Merkmale auf eine Fälschung hin: Die Karten besitzen einen VGA-Ausgang, der bei echten GTX-1060-Karten nicht vorgesehen ist. Zudem stimmen GPU, Chip-Architektur und Taktraten nicht. Außerdem konnte man erkennen, dass die Chips im Jahr 2012 gefertigt wurden – zu dieser Zeit war die GTX 1060 noch gar nicht auf dem Markt. Die Reaktionen der Händler ähnelten sich: Zunächst wurde die Fälschung geleugnet, später verlangten die Händler die Rücksendung. Als c’t drohte, bei Ebay einen Antrag auf Käuferschutz zu stellen, versprachen die Händler Preisnachlässe und spielten auf Zeit. «Nach unserer Testkauf-Aktion bleibt ein fades Gefühl zurück“, bilanziert Schnurer: «Der Käuferschutz hat erst nach Einschaltung der Presseabteilung funktioniert. Erkennbare Sanktionen gegen die Betrüger, die uns die Fälschungen verkauft haben, gibt es nicht, und neue Fälschungen scheint Ebay nicht proaktiv vom Marktplatz zu verbannen» , so das Fazit des Experten.