Im Gerangel um die Zukunft der chinesischen Video-App Tiktok ist ein weiterer Akteur auf der Bildfläche aufgetaucht. Nach einem Bericht des «Wall Street Journal» hat auch der Kurznachrichtendienst Twitter Interesse. Nach ersten Gesprächen sei aber unklar, ob Twitter die Pläne vorantreiben werde, schrieb die Zeitung am Wochenende unter Berufung auf informierte Personen. Der chinesische Tiktok-Eigentümer Bytedance verhandelt gerade unter massivem Druck aus dem Weißen Haus mit Microsoft über eine Übernahme des Geschäfts in den USA und mehreren anderen Ländern. Die populäre Video-App dürfte mehrere Dutzend Milliarden Dollar kosten. Twitter ist dafür finanziell viel schlechter gerüstet als Microsoft, das auf Reserven von mehr als 130 Milliarden Dollar sitzt. Allerdings könnte für den US-Kurznachrichtendienst von Vorteil sein, dass er anders als der Software-Konzern nicht zu den Großen der Branche gehört. Derzeit nehmen Politik und Wettbewerbshüter die Marktmacht von Tech-Giganten international ins Visier.
Das Zeitfenster für einen Deal um Tiktok ist begrenzt: US-Präsident Donald Trump verfügte am Donnerstag ein Verbot von Geschäften mit Bytedance, das Mitte September greifen soll. Gibt es bis dahin keine Lösung, würde dies das Aus für die App in den Vereinigten Staaten bedeuten. Tiktok kündigte umgehend an, rechtliche Schritte zu prüfen. Nach Informationen des US-Senders NPR ist mit einer Klage an diesem Dienstag zu rechnen. Die US-Regierung vertritt die Auffassung, dass Informationen amerikanischer Bürger bei Tiktok nicht sicher seien, da die Anbieter von chinesischen Behörden zur Kooperation gezwungen werden könnten. Tiktok weist dies zurück und verweist darauf, dass Daten amerikanischer Nutzer in den USA gespeichert würden. Tiktok ist der erste globale Social-Media-Hit eines chinesischen Unternehmens und vor allem bei jüngeren Menschen populär. Die App hat nach eigenen Angaben 100 Millionen Nutzer allein in den USA. Sie können eigene Clips hochladen oder Videos von anderen ansehen. Sollte Twitter zum Zuge kommen, hätte das auch eine gewisse Ironie: Der Kurznachrichten-Dienst hatte 2012 die Video-App Vine gekauft, aber wenige Jahre später im Rahmen von Sparmaßnahmen eingestellt. (dpa)
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