Trotz der eigentlich kaum überraschenden Gewinnwarnung von Cancom haben die Aktien am Dienstagvormittag heftig reagiert. Die Papiere des IT-Dienstleisters sackten um mehr als 16 Prozent ab auf das tiefste Niveau seit Anfang 2017. Im laufenden Jahr haben sie mit 28 Prozent fast genauso viel verloren wie die Papiere des Wettbewerbers Bechtle, der bereits im Oktober seine Jahresziele einkassiert hatte.
„Die Gewinnwarnung kann nicht wirklich überraschen, da bereits im Sommer nach dem Halbjahresbericht klar war, dass die Messlatte für die Entwicklung im zweiten Halbjahr hoch liegen würde“, kommentierte Analyst Armin Kremser von der DZ Bank die Cancom-Nachrichten. Allenfalls das deutliche Ausmaß überrasche etwas.
Andreas Wolf von Warburg Research sieht die Geschäftssituation geprägt vom schwachen Wirtschaftsumfeld. Traditionell erwirtschafte Cancom einen deutlichen Anteil der Umsätze Richtung Jahresende aus der öffentlichen Hand oder kleinen und mittleren Betrieben. Diese Erlöse seien aber aktuell ungewiss. Wolf reagierte bereits mit der Senkung seiner Schätzungen und deutlicher Anpassung seines Kursziels.
Bechtle-Chef Thomas Olemotz hatte jüngst schon gesagt, dass das Aus der Ampelkoalition in Berlin wegen der Auswirkungen auf den Haushalt zwar einerseits für die verstärkte Nutzung von Rahmenverträgen im Rest des Jahres sorgen könnte, andererseits aber auch für Unsicherheiten bei diesen Kunden. (dpa)